Das Haus in der Radetzkystraße, hier auf einem Archivbild aus dem Sommer 2020, lässt weiterhin die Wogen hochgehen.

Foto: Putschögl

Die Geschichte des Hauses Radetzkystraße 24–26 in Wien-Landstraße ist um ein Kapitel reicher: Die drei verbliebenen Mieter des Hauses, bei dem vor einer Gesetzesänderung vor bald drei Jahren das Dach und das oberste Stockwerk abgetragen wurden, obwohl noch Menschen darin lebten, haben vor einigen Monaten eine Räumungsklage bekommen.

Argumentiert wird diese mit einem "Untergang des Mietverhältnisses" wegen wirtschaftlicher Abbruchreife des Hauses. Christian Bartok, Chef der Mieterhilfe der Stadt Wien, die die Mieter unterstützt, sieht diese Argumentation "auf sehr dünnem Eis", die Abbruchreife müsse nun bewiesen werden.

Der Mieterschützer sieht die Räumungsklage aber auch als "weiteren Schritt in der Terrorisierung der Mieter". Das Verfahren wird jedenfalls dauern, Bartok rechnet mit einem Jahr. Bei der ersten Tagsatzung habe der Anwalt der Gegenseite gedroht, den Mietern das Gas abzudrehen, sagt Bartok.

Ersatzdach, Ersatzfenster

Im Vorjahr hatte sich auch der Oberste Gerichtshof mit dem stark mitgenommenen Eckhaus im dritten Bezirk beschäftigt. Damals wurde der Eigentümer dazu verpflichtet, das abgetragene Dach und die bereits entfernten Fenster in leeren Wohnungen und Gängen zu ersetzen. "Der Bauauftrag wurde erfüllt", sagt Bartok. Optisch ist das Haus aber weiterhin keine Augenweide: Das Ersatzdach ist ein Flachdach, das aber dicht ist. In runde Fensterbögen wurden eckige Fenster montiert, doch auch diese seien nun immerhin dicht.

Zwar sei die Mieterhilfe Corona-bedingt derzeit mit mehr Anfragen als sonst konfrontiert. Darin gehe es aber um auslaufende Mietverträge und Mietrückstände. Ein Hauseigentümer, der mit Mietern so umgeht wie in der Radetzkystraße, sei die Ausnahme. Vor wenigen Tagen wurde in der Tageszeitung "Heute" aber auch von einem Fall in Wien-Währing berichtet, in dem dem letzten verbliebenen Mieter vom Hauseigentümer das Gas und zwischenzeitlich der Strom abgedreht wurde.

Die drei verbliebenen Mieter in der Radetzkystraße seien nun aber "wacker und guter Dinge". Und sie werden, das steht zu befürchten, noch einen langen Atem brauchen. (Franziska Zoidl, 5.3.2021)