Wien – Die Coronakrise greift bekanntlich in alle Lebensbereiche ein. Das gilt auch fürs Essen. Die meisten, die sich vor der Pandemie und einhergehenden Lockdowns in Schule, Kindergarten oder Büro verpflegt haben, mussten das ändern; geselliges Speisen im Lokal ist schon lange nicht mehr. Das hat sich im Tiefkühlwaren-Absatz niedergeschlagen. 2020 kaufte jeder Haushalt im Durchschnitt 25 Kilogramm Tiefkühlprodukte, um drei Kilo mehr als 2019. Das ist laut Iglo so viel wie nie zuvor.

Insgesamt wurden voriges Jahr demnach 100.000 Tonnen Tiefkühlpizzas und Co von österreichischen Haushalten eingekauft (alle Angaben ohne Eis und Torten). Somit wurde ein Gesamtumsatz im Lebensmitteleinzelhandel von 537 Millionen Euro erzielt. Die Erlöse dieser Nahrungsmittel-Kategorie im Lebensmitteleinzelhandel wuchs im vergangenen Jahr um 19 Prozent, also fast ein Fünftel. Besonders hohe Wachstumsraten verzeichneten die Segmente Fisch und Meeresfrüchte, Erdäpfel und Gemüse.

Die kalte Ware ging im Coronajahr weg wie warme Semmeln.
Foto: Getty Images/iStockphoto

Überdurchschnittliche Absatzsteigerungen verzeichneten Produkte, die als Komponenten selbst gekochter Speisen verwendet werden können. So legte der Umsatz mit Naturgemüse mit Naturfisch und mit Meeresfrüchten im Schnitt zwischen 20 und 30 Prozent zu. Der Umsatz mit Tiefkühl-Fertiggerichten (+13,2 Prozent) wuchs zwar auch stark, vergleichsweise aber in geringerem Umfang.

Liebensmitteleinkäufe stiegen kräftig

Generell haben die heimischen Haushalte haben ihre Ausgaben für Lebensmittel deutlich erhöht. Zeitweise geschlossene Gastronomiebetriebe und Kantinen zwangen die Konsumenten mehr selbst einzukaufen. Die Haushaltsausgaben für frische Lebensmittel und Fertiggerichte (ohne Brot/Gebäck) stiegen 2020 im Vergleich zum Jahr davor um 14 Prozent auf 7,8 Mrd. Euro, geht aus der aktuellen Agrarmarktanalyse der AMA-Marketing hervor.

Foto: APA

Die Frischwaren-Umsätze im Lebensmitteleinzelhandel stiegen um 13 Prozent auf fünf Mrd. Euro, bei Diskontern um 14 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro und bei weiteren Vertriebsquellen (u. a. Ab-Hof-Verkauf, Bauernmärkten, Fleischhauer) um 21 Prozent auf 713 Millionen Euro. Die durchschnittlichen monatlichen Ausgaben für frische Lebensmittel pro Haushalt lagen laut RollAMA-Erhebung im Vorjahr bei 169 Euro, 2019 waren es 150 Euro.

Für den Lebensmitteleinzelhandel habe es "fette Pluszeichen" geben, für den Großhandel aufgrund der coronabedingten Gastronomie- und Hotelleriesperre aber ein "fettes Minus", sagte der Geschäftsführer der AMA-Marketing, Michael Blass, am Mittwoch bei einer Online-Pressekonferenz. Laut dem Gastropanel der Firma Gastrodata sanken die Umsätze 2020 im Gastronomie-Großhandel um 28 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro.

Für die sogenannte RollAMA führen 2.800 österreichische Haushalte Aufzeichnungen über ihre Einkäufe im Lebensmitteleinzelhandel, inklusive den Diskontern Hofer und Lidl. Die Untersuchung wird in Zusammenarbeit mit den Marktforschern GfK und KeyQU-EST durchgeführt. Basis ist das GFK-Haushaltspanel.

Weniger Preisaktionen

Aufgrund der Coronakrise war die Kundenfrequenz in den Supermärkten hoch, weniger Preisaktionen waren für die Händler notwendig um die Frequenz zu steigern. Die Aktionsanteile sind im vergangenen Jahr laut RollAMA in allen Warengruppen leicht zurückgegangen. Die meisten Preisaktionen gab es bei Fertiggerichten sowie Fleisch und Wurst.

"Für den Lebensmitteleinzelhandel war es nicht notwendig, so zu schleudern", sagte Blass. Daraus sei aber "keine Trendwende ableitbar". Der Bio-Anteil bei den gekauften Lebensmitteln erreichte mit zehn Prozent erstmals einen zweistelligen Wert. "Wir werten das als Zeichen für ein gesteigertes Qualitätsbewusstsein der Konsumenten", so der AMA-Marketing-Chef. Die Themen Regionalität, Bio und Qualität würden auch nach der Coronapandemie für die Konsumenten wichtig bleiben.

Viele heimische Bauern haben von der gesteigerten Nachfrage im Coronajahr profitiert. "Wenn wir uns etwas positiv aus dem Jahr 2020 mitnehmen wollen, dann ist das sicher der bewusste Konsum von Lebensmitteln", kommentierte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) die aktuellen AMA-Marketing-Daten. "Die Qualität der Lebensmittel ist den Konsumentinnen und Konsumenten besonders wichtig." (APA, red, 3.3.2021)