Die Landflucht ist weiblich. Vor allem gut ausgebildete Frauen verlassen strukturschwache Gegenden. Es fehlt an qualifizierten Jobs, Bildung, Mobilität und Kinderbetreuung – alles Push-Faktoren, die Frauen aus den Dörfern schubsen, weil sie keine Perspektive sehen. Um das zu ändern, braucht es Frauen in der Politik.

Männerdominierte Gemeindestuben stehen oft auf der Leitung, wenn es um weibliche Interessen geht. Frauen wissen aus eigener Erfahrung, was es braucht, um die Landgemeinde attraktiver für Frauen zu machen. Kinderbetreuung und öffentliche Verkehrsmittel hätten einen höheren Stellenwert. Doch der Frauenanteil in der kommunalen Politik wächst nur langsam. Nur neun Prozent der Bürgermeisterposten sind von Frauen besetzt. In 40 Kommunen gibt es keine Frau im Gemeinderat.

An der Motivation, in die Politik zu gehen, mangelt es nicht. Wenn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf dem Land schon schwer ist, wie soll frau da noch ein politisches Amt unter den Hut bringen? Familienrollen sind traditioneller verteilt, Frauen tragen die Hauptlast. Wer gewählt werden will, muss sich bei Vereinsfeiern, Stammtischen und am Wochenmarkt blicken lassen. Hinzu kommen Gemeinderatssitzungen am Abend, wenn die Kinder ins Bett müssen. Die Bedingungen für Frauen in der Politik müssen besser werden. (Stefanie Ruep, 4.3.2021)