Der Bezirk Schwaz in Tirol bekommt eine europäische Spezialbehandlung – im besten Sinn. Weil dort mit dem mutierten "Südafrika-Virus" ein Infektionscluster entstanden ist, der Menschen weit über Österreich hinaus bedroht, hilft die EU-Kommission aus. Möglichst alle 85.000 Bewohner dort sollen durchgeimpft werden, Start nächste Woche.

Bundeskanzler Sebastian Kurz hat weder Lizenzen noch Fabriken. Wir sind auf Europa angewiesen.
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Brüssel liefert für dieses "Forschungsprojekt" 100.000 Dosen vom besten Impfstoff, von Biontech/Pfizer – zusätzlich zum regulären Kontingent. Die EU-Partner haben zugestimmt. Alle wollen daraus lernen. Dieser Akt europäischer Solidarität ist symbolisch eine Ohrfeige für all jene, die den Bürgern einreden wollen, man müsse endlich mehr auf nationale Maßnahmen setzen. Dazu gehört auch Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Mittwoch freute er sich über das Schwaz-Projekt, no na. Aber tags davor klang er ganz anders. Da verkündete der Kanzler, er werde mit Israel und Dänemark eine Initiative zur Produktion von heimischem Impfstoff starten. Das war populistisch. "Unser Know-how" dazu, von dem Kurz sprach, hat weder die Regierung noch der Staat. Es gehört privaten Biotech-Firmen, international bestens vernetzt. Der Kanzler hat weder Lizenzen noch Fabriken. Wir sind auf Europa angewiesen.

Statt angebliches "EU-Versagen" zu beschwören, wäre es an Kurz zu erklären, dass sein kleines Land gut beraten ist, im europäischen Boot zu bleiben, anstatt national Fehler um Fehler zu machen. Von Impfstoffillusionen hat keiner was. (Thomas Mayer, 3.3.2021)