Gilt als Pionier der modernen Desinformation: der ehemalige Chef des Rechts-außen-Mediums "Breitbart", Steve Bannon.

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Es ist ein beliebtes Narrativ der amerikanischen Rechten: Die großen Internetkonzerne seien eine Bastion der Linken, rechte beziehungsweise konservative Meinungen würden auf ihren Plattformen systematisch unterdrückt. Auch Ex-Präsident Donald Trump bediente diese Erzählung bei seinem Auftritt auf der kürzlich abgehaltenen CPAC.

Doch haltbar ist die Behauptung offenkundig nicht, wie eine Untersuchung der New York University zeigt. Laut dieser erhalten Nachrichten aus Rechts-außen-Quellen erheblich mehr Aufmerksamkeit in Form von Likes, Kommentaren und Shares als Nachrichten aus anderen Quellen.

64 Prozent erfolgreicher

Untersucht wurden Postings aus rund 3.000 Quellen mit jeweils mehr als 100 Nutzern, die zwischen 10. August 2020 und 11. Jänner dieses Jahres veröffentlicht wurden. Ihre Einstufung hinsichtlich der politischen Schlagseite stammt von Newsguard und Media Bias/Fact Check, zwei unabhängigen Projekten, die den Wahrheitsgehalt von Nachrichten verschiedener Medien und ihre Ausrichtung analysieren. Die Einstufung erfolgt in fünf Kategorien: far-right, slightly right, center, slightly left und far-left.

Inhalte von Seiten, die als "rechts außen" und regelmäßige Quelle für Falschinformationen eingestuft wurden, kamen im Beobachtungszeitraum im Schnitt auf 426 Interaktionen pro 1.000 Follower pro Woche für ihre Inhalte. Alle anderen Quellen, inklusive Rechts-außen-Seiten, die nicht als Fake-News-Verbreiter gelten, erreichten zwischen 20 und 259. Rechte Desinformation war somit um 64 Prozent erfolgreicher.

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Geringere Bestrafung für Fake-News von rechts außen

Beobachtbar war eine Strafe für Fake-News seitens von Facebook, die ihre Verbreitung einschränkte. Doch für jene von "Rechts-außen"-Seiten fiel diese am geringsten aus. "Rechts außen" ist auch die einzige Kategorie, in der Fake-News erfolgreicher waren als Nachrichten, die nicht als hauptsächlich falsch eingestuft wurden.

Die Erkenntnisse sprechen nicht nur gegen die Darstellung, dass rechte Quellen auf Facebook unterdrückt würden. Die Forscher betonen, dass sie vor allem zeigen, dass Desinformation mehr Nutzerinteraktionen hervorruft als faktentreue Nachrichten. Das sei auf einer Plattform, die die Sichtbarkeit von Inhalten auf Basis von Interaktionen steuert, "ziemlich gefährlich".

Weiters verwiesen sie auf vorhergehende Untersuchungen des German Marshall Fund und Harvard, die "extremen" und "irreführenden" Inhalten eine stärkere Wirkung auf sozialen Medien attestierten. Man erklärt aber auch, dass die Interaktionszahlen allein noch nicht zwingend zeigen, wie hoch die Reichweite von bestimmten Inhalten ist.

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Emotionen ziehen

Dieses Arguments bedient sich auch Facebook in einer Reaktion auf die Untersuchung gegenüber "Wired". Dort beruft man sich darauf, dass der Content mit der größten Verbreitung auf Facebook überhaupt keine politische Schlagseite habe.

Die Wahrheit dürfte irgendwo in der Mitte liegen. Eine Analyse von Recode kam zum Schluss, dass Mainstream-Medien wie die "New York Times", CNN oder die BBC mit zu den erfolgreichsten Quellen auf Facebook zählen, das aber bestimmte rechte beziehungsweise konservative Inhalte einen "inhärenten Vorteil" auf der Plattform haben. Das gilt insbesondere für solche, die extrem parteilich und emotional gestaltet sind. (gpi, 4.3.2021)