Auf den Hochsprung legte Ivona Dadic zuletzt im Training ihr Hauptaugenmerk. Er folgt dem Hürdensprint, ihm folgen Kugelstoß, Weitsprung und der 800-Meter-Lauf.

Foto: ÖLV / A. Nevsimal

Was weiß man schon! Wenn es blöd hergeht, ist die Hallen-EM ab Donnerstag in Torun/Polen nicht der erste, sondern der einzige Höhepunkt der Leichtathletiksaison. Eine Hallen- und eine Freiluft-WM wurden bereits auf 2022 verschoben. Heuer im Sommer sollen ja endlich die Olympischen Spiele in Tokio stattfinden, doch auch hinter denen steht zumindest ein mittelgroßes Fragezeichen.

So ist es kein Wunder, dass sich in Torun die Leichtathletikstars nur so tummeln. Sie sind froh, nach einem Jahr voller Absagen endlich wieder international antreten und um Medaillen rangeln können. Insgesamt 733 Aktive aus 47 Nationen haben für die 26 Entscheidungen genannt. Es wären noch mehr, wäre der russische Verband nicht aus Staatsdopinggründen suspendiert und auf – relativ wenige – individuelle Startgenehmigungen angewiesen. Erst zwei Wochen nach der EM wird der Weltverband World Athletics entscheiden, wie es mit Russland weitergehen soll.

Österreich ist in Polen mit fünf Damen und zwei Herren vertreten. Im Siebenkampf gibt es die größte, weil einzige Medaillenhoffnung, Ivona Dadic hat sie nach der Absage der rekonvaleszenten Verena Preiner allein zu tragen.

Dadic (27) hat in der Halle bereits EM-Silber 2017 und WM-Silber 2018 zu Buche stehen. Bei der EM 2019 in Glasgow verpasste sie als Vierte mit 4.702 Zählern die Bronzemedaille nur um 21 und die Silbermedaille um 29 Punkte. Nun fühlt sich die Oberösterreicherin "in Topform" und traut sich viel zu, vielleicht sogar ihre Bestmarke (4.767). Es soll jedenfalls "Richtung 4.700 gehen".

Favoritin Thiam

Damit könnte sich eine Medaille ausgehen, auch wenn die Konkurrenz nicht zu unterschätzen ist. Angeführt wird diese von der belgischen Olympiasiegerin Nafissatou "Nafi" Thiam, die 4.870 Punkte auf ihrer Visitenkarte stehen hat. Thiam wurde vor wenigen Wochen positiv auf Corona getestet, war aber nur kurz außer Gefecht.

Schon im Herbst hätte Dadic ihre Corona-Infektion "gar nicht mitbekommen", wäre nicht der Test vor ihrer geplanten Reise zum Diamond-League-Meeting in Brüssel positiv ausgefallen. Dennoch wird sie ihr Sportjahr 2020 in positiver Erinnerung behalten, sie hat es als Nummer eins der Jahresweltbestenliste und Österreichs "Sportlerin des Jahres" abgeschlossen.

In Torun, wo sie am Freitag an der Reihe ist, könnte sie die 30. Hallen-EM-Medaille für Österreich holen. Bis dato hat Österreich siebenmal Gold, neunmal Silber und 13-mal Bronze gewonnen. Die letzten EM-Titel datieren noch aus dem vorigen Jahrtausend, 1998 siegten Theresia Kiesl und Steffi Graf über 1.500 und 800 Meter.

Läuferinnen und Läufer

Abgesehen vom Mehrkampf und Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger, der aufs Freie angewiesen ist, bleibt Österreichs Leichtathletik auf dem Laufenden. Das zeigt sich auch im EM-Aufgebot: Neben Dadic gehen Magdalena "Leni" Lindner (60 m), Susanne Walli (400 m), Beate Schrott und Karin Strametz (beide 60 m Hürden) sowie Markus Fuchs (60 m) und Andreas Vojta (3.000 m) in Polen an den Start. Sie alle wollen Vorläufe überstehen und eine Runde weiterkommen. Das würde also Semifinalteilnahmen, im Fall von Vojta sogar schon eine Finalteilnahme bedeuten.

Der 31-jährige Vojta nimmt am Samstag schon seine sechste Hallen-EM in Folge in Angriff. Einmal, 2017 in Belgrad, erreichte er das Finale, Rang zehn war der Lohn. Das zu wiederholen wird ein schwieriges Unterfangen, schließlich ist das Feld enorm stark. Angeführt wird es von den norwegischen Brüdern Filip und Jakob Ingebrigtsen und vom gebürtigen Marokkaner Mohamed Katir, der für Spanien läuft. Katir hat heuer eine Bestzeit von 7:35,29 Minuten zu Buche stehen.

Vojta kam kürzlich bei seinem Meisterschaftssolo auf 7:54,18, er traut sich zu, erstmals unter 7:50 zu bleiben. Viel wird klarerweise vom Rennverlauf abhängen. Steht die Taktik im Vordergrund, oder wird von Anfang an Tempo gebolzt? Er wird es bald wissen. (Fritz Neumann, 4.3.2021)