Washington: Corona-Selbsttest vor dem Seminar

Clara Sophie Cramer studiert seit Jänner in Washington
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Der Sommer war die Hölle", sagt Clara Sophie Cramer. Obwohl die Deutsche die Zusage für ein Stipendium an der Georgetown-University hatte, war monatelang unklar, ob sie nach Washington fliegen darf. Schlussendlich war der Studentin der Internationalen Diplomatie die Einreise erst in diesem Jänner möglich.

"Davor habe ich mit sechs Stunden Zeitverschiebung studiert, das war hart", sagt Cramer. Die meisten Kurse finden online statt, für den Besuch eines Seminars an der Uni muss sich die 22-Jährige nun einmal pro Woche selbst auf das Coronavirus testen. In einer App muss sie Fragen nach Symptomen und Kontakt mit Infizierten beantworten, nur dann darf sie den Vorlesungsraum betreten – mit Mund-Nasen-Schutz.

"Es ist schon sehr anders als in Deutschland", erzählt Cramer. In Washington habe sie die Möglichkeit, in Lokale zu gehen, auch fürs Fitnessstudio hat sie sich eingeschrieben. "Ich gehe immer ganz früh, um allein zu sein."

Freunde trifft Cramer nur einzeln im Freien. "Ich will auf keinen Fall krank werden, ich vertraue dem amerikanischen Gesundheitssystem nicht."



Hongkong: Kontakte zu vermeiden hat sich eingebrannt

Martin Lau studiert Management und Marketing an der Uni für Wissenschaft und Technologie in Hongkong
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In Hongkong sind bisher 200 der rund 7,5 Millionen Einwohner an Covid-19 gestorben, in Österreich waren es bei ähnlicher Bevölkerung über 8000. Dennoch sind die Maßnahmen in der chinesischen Sonderverwaltungsregion strikt, erzählt Martin Lau. "Die Regierung ist wohl sehr vorsichtig", meint der 22-Jährige.

Lau, auch in Hongkong aufgewachsen, studiert Management und Marketing an der Universität für Wissenschaft und Technologie. Rausgehen darf er nur mit einer anderen Person. "Wenn dich die Polizei zu dritt sieht, löst sie die Gruppe auf, auch wenn es eine Familie ist."

Derzeit werden die Maßnahmen aber etwas gelockert. Die Uni hat festgelegt, Vorlesungen mit unter 75 Teilnehmern wieder vor Ort anzubieten. Der einzige Kurs, den Lau in dieser Größe hat, wird dennoch online stattfinden, denn der Professor hat sich dagegen entschieden.

Lau will das Uni-Gebäude aber ohnehin nicht betreten: "Es hat sich im letzten Jahr einfach eingebrannt, soziale Kontakte zu vermeiden." Nichtsdestoweniger fehlen ihm seine Freunde und das normale Studierendenleben. "Die Pandemie ist ätzend", sagt der Student.



Mailand: In die WG für ein bisschen Studentenleben

Maria Franceschi hat im September ihr Studium an der Polytechnischen Uni in Mailand begonnen.
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Es war schrecklich", sagt Maria Franceschi über ihren Schulabschluss. Sie hat im Juni des vergangenen Jahres maturiert, dabei hat sie weder ihre Schulfreunde gesehen noch das Ende der Schulkarriere gefeiert. "Zumindest gab es eine mündliche Prüfung, und ich konnte mich von den Lehrerinnen verabschieden."

Im September hat die 19-Jährige an der Polytechnischen Universität in Mailand ihr Studium in Wirtschaftsingenieurwesen begonnen. Um trotz Distance-Learning zumindest ein bisschen vom Flair des Studentenlebens zu erfahren, hat sie sich dazu entschieden, in eine WG umzuziehen. "Die Mädels dort sind alle älter, sie haben mir sehr geholfen, das Unisystem zu verstehen."

Die meisten ihrer Studienkolleginnen kennt Franceschi nur aus virtuellen Räumen wie Zoom und Whatsapp: "Wir haben Gruppen eingerichtet, um einander kennenzulernen." Seit Februar gibt es zu ihrer Erleichterung erstmals seit Oktober wieder Präsenzunterricht: Kurse wie Angewandte Mathematik finden vor Ort statt. "Die Übungen versteht man einfach viel besser, wenn sie der Professor direkt im Hörsaal erklärt und dann unmittelbar auf Fragen eingehen kann."



Stockholm: Eine fixe Gruppe zu acht für Uni und Freizeit

Carlotta Zach hat ein halbes Jahr vor der Pandemie ihr Studium in Stockholm angefangen.
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Carlotta Zach ist froh, ihr Medizinstudium ein halbes Jahr vor der Pandemie begonnen zu haben. "Sonst hätte ich überhaupt niemanden kennengelernt." Die 23-jährige Deutsche studiert an der Karolinska-Universität in Stockholm. Seit März 2020 finden alle ihre Vorlesungen und Kurse virtuell statt.

Zach darf sich mit sieben anderen Personen treffen, ihre Freunde und sie haben deshalb eine Lerngruppe eingerichtet. Gemeinsam verfolgen sie die Online-Vorlesungen an der Universität in dafür vorgesehen Gruppenräumen. Ohne Masken – die sind in Schweden nur zu Stoßzeiten in öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen. Die Lerngemeinschaft bleibt immer in derselben Zusammensetzung, auch in der Freizeit.

Obwohl es in Schweden nicht viele gesetzliche Einschränkungen gibt, ist auch Zachs Leben ganz anders als vor der Pandemie. Konzerte und andere große Veranstaltungen finden auch hier nicht statt. "Es ist zwar alles offen, aber wir gehen nicht essen oder in Bars", sagt die Studentin. Sie halte sich an den Rat, die sozialen Kontakte einzuschränken: "Ich finde dieses System der Empfehlungen statt vieler einzelner Gesetze gut."



Wellington: Keine Masken, dafür Rockkonzerte

Leah Dangen spürt in Wellington, der Haupstadt von Neuseeland, kaum etwas von der Pandemie
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Leah Dangen war Mitte Februar auf einem Konzert mit 30.000 Besuchern. Die neuseeländische Rockband Six60 spielte im Sky Stadium in Wellington, der Hauptstadt Neuseelands. "Meine Freundin aus Großbritannien konnte es gar nicht fassen", erzählt Dangen. Die 23-jährige Neuseeländerin wird nächstes Jahr ihr Studium in Recht, Kriminologie und Internationale Beziehungen abschließen. Ihr Heimatland hat das Coronavirus schon lange unter Kontrolle gebracht, seit Beginn der Pandemie sind gerade einmal 26 Personen an Covid-19 gestorben.

Die Studentin hat nur fünf Wochen im harten Lockdown verbracht: Im Frühling 2020 fand kein Lehrbetrieb statt, doch seither musste sie nur einmal kurz auf Online-Kurse umsteigen. Es gab einen Corona-Fall in ihrer Heimatstadt Wellington, weshalb die Stadt für eine Woche abgeriegelt wurde.

"Der Unterricht findet derzeit ganz normal statt", berichtet Dangen. Es gibt keine Abstandsregeln, einen Mund-Nasen-Schutz muss sie nur im Bus tragen. Dass europäische Länder das Modell übernehmen könnten, glaubt sie nicht: "Wir sind eine kleine Insel, wir können leicht kontrollieren, wer einreist." (Lisa Kogelnik, 9.3.2021)