Die "Littercam" soll Müllsünder im Straßenverkehr aufspüren und abstrafen.

Foto: Littercam

Algorithmen und künstliche Intelligenz (KI) als Ersatz für menschliches Einschätzungsvermögen können eine heikle Angelegenheit sein, wie in Österreich etwa die Debatte rund um das Gesichtserkennungssystem des Innenministeriums zeigt. In Großbritannien will man einen Schritt weiter gehen. Dort soll eine KI nicht mehr nur noch ein Hilfsmittel zur Ausforschung möglicher Gesetzesübertretungen sein, sondern auch gleich selbstständig Strafen verteilen.

Und zwar an Autofahrer. "Littercam" nennt sich das Werkzeug, das sich nicht mit Missachtung von Ampeln oder zu schnellem Fahren auseinandersetzt, sondern mit Umweltverschmutzung. Überwachungskameras sollen an an das System gekoppelt werden, um künftig Autoinsassen zu ertappen, wenn sie Müll aus dem Fenster werfen.

LitterCam

Soll Vermüllung der Straßen bekämpfen

Immer wieder, so heißt es, würden besonders Verpackungen von Essen auf diese Weise "entsorgt", was der Natur und dem Straßenbild nicht besonders förderlich ist. In der Stadt Maidstone (Kent) soll in wenigen Wochen der erste Testlauf starten, die BBC hat sich den digitalen Müllsheriff schon vorab angesehen. Dort sollen derlei Verschmutzungen seit Beginn der Pandemie um 250 Prozent zugenommen haben, heißt es voseiten der Straßenreinigung. Auch die Stadtverwaltung argumentiert mit Umweltschutz. Weitere Bezirke dürften sich anschließen.

Datenschützer dürften der "Littercam" freilich skeptisch gegenüberstehen. Sie soll selbst sehr kleinen Müll wie Zigarettenstummel erkennen können. Infolge einer solchen "Überführung" wird anhand des Autokennzeichens eine Strafe ausgesprochen. Diese beträgt mindestens 90 Pfund (derzeit etwa 104 Euro), kann aber auch auf bis zu 120 Pfund (rund 139 Euro) ansteigen. (red, 4.3.2021)