Wien – Wie soll der ORF sein Publikum nicht fiktional unterhalten? Der Publikumsrat des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hat dazu eine Umfrage beim Nürnberger Psyma-Institut in Auftrag gegeben. Meistgewünscht für die Zukunft: Comedy, Satire und Kabarett.

39 Prozent wünschen sich "davon mehr", 35 Prozent soviel wie bisher. Gegenüber der Befragung im November 2020 (1000 Telefon/Online-Befragte, Videogruppendiskussionen) ist in dem Genre "Gute Nacht Österreich" mit Peter Klien Ende Jänner aus ORF 1 verschwunden.

Bisher letzte Folge "Gute Nacht Österreich" mit Peter Klien Ende Jänner – da war der Schreibtisch schon weggeräumt.
Foto: Screenshot ORF TVthek

31 Prozent wünschten sich in der Umfrage mehr Unterhaltungsshows, 29 Prozent mehr Quizshows und Ratesendungen. Andreas Kratschmar (ÖVP), Vorsitzender des Programmausschusses, fasste die Umfrageergebnisse so zusammen: "Das Publikum vermisst Leuchtturmformate, die Unterhaltung soll unterhaltsamer sein – und: Bitte mal was Neues!".

"Keine Entscheidung, die von Werbekunden beeinflusst wurde"

Ein für jüngere Zielgruppen gedachtes Format setzte der ORF zuletzt vorzeitig ab und zeigte die letzte "Best-of"-Folge gar nicht mehr: "A-Team" mit Larissa Marolt. Publikumsrat Golli Marboe (Neos) hörte (wie DER STANDARD) von Interventionen von Werbekunden, die zum Aus geführt hätten und fragte nach.

ORF-General Alexander Wrabetz räumte Beschwerden ein, aber: "Das war keine Entscheidung, die von Werbekunden beeinflusst wurde. Das ist ein interessantes, ambitioniertes Projekt gewesen, Information in einer Art Infotainmentformat zu präsentieren und kampagnenartig relevante Themen aufzugreifen in einer alternativen Form, die aber vom Publikum nicht angenommen wurde. Eine Fortsetzung hat sich nicht angeboten. Das war abgeschaut von einem belgischen Format, dort hat das sehr gut funktioniert. Das österreichische Publikumsinteresse hat es nicht getroffen. Eine zusammenfassende Folge braucht man dann auch nicht. Wenn die Sendung ein Erfolg gewesen wäre, hätten wir sie fortgesetzt, auch wenn es die eine oder andere Kritik gegeben hat."

Holz-Schlag: "Niemand kann einen Schwerpunkt bestellen"

Heftig kritisierten Publikumsräte wie Gerhard Heilingbrunner (Kuratorium Wald) die Themenentscheidungen zum Schwerpunkt "Mutter Erde". ORF-Chef Wrabetz habe dem Publikumsrat den Schwerpunkt Wald und Holz versprochen, nun widmet sich "Mutter Erde" auch diesem Thema im Rahmen von "Klimaschutz ist Artenschutz". Wrabetz verwies auf einen eigenen "Schwerpunkttag" Wald/Holz noch im März.

Kratschmar kritisierte neuerlich die Konstruktion von "Mutter Erde" als Verein von NGOs, die bei der Programmplanung bestimmenden Einfluss hätten: Wrabetz könnte "das gar nicht festlegen, das tun NGOs außerhalb des ORF. Diese Konstruktion gehört dringend saniert." "Mutter Erde" drohe zu einer "Kampagnenplattform für NGOs" zu werden.

Als Publikumsrat Bernhard Wiesinger (ÖAMTC) "auch einen Verein gründen" wollte, um so einen Programmschwerpunkt im ORF zu platzieren, wies Wrabetz das auch für "Mutter Erde" recht entschieden zurück: "Sie können keinen Schwerpunkt bestellen, das kann im übrigen niemand." Bei "Mutter Erde" "gibt es einen Austausch und am Schluss entscheidet der ORF, was er macht." (fid, 4.3.2021)