Jugendliche – hier bei einer Performance am Tag der Arbeit im Jahr 2019 vor einem historischen Hochofen – haben einen optimistischen Blick auf die künftige Arbeitswelt.

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Linz – Fragt man junge Menschen, was sie sich so vom Leben wünschen, dann steht aktuell "gesund bleiben" an erster Stelle: Auf einer fünfteiligen (Schulnoten-)Skala bekommt die Gesundheit von 67 Prozent der Befragten zwischen 16 und 25 Jahren einen Einser, die Durchschnittsnote liegt bei 1,57 Prozent. Ob man das auch erreichen kann? Da sind die Befragten nicht ganz so sicher – hier liegt die Durchschnittsnote allerdings immer noch bei hervorragenden 1,85.

Das geht aus der Jugendumfrage des Linzer Market-Instituts im Auftrag des STANDARD hervor: 800 junge Wahlberechtigte wurden nach ihren Lebenszielen und nach der Erwartung, diese auch erreichen zu können, befragt.

Ganz weit oben auf der Wunschliste steht, beruflich das machen zu können, was einem Freude macht. Es sind allerdings vor allem die jungen Frauen (Durchschnittsnote 1,44 für diesen Wunsch), die sich beruflich selbst verwirklichen wollen: 71 Prozent der befragten Frauen, aber nur 50 Prozent der Männer geben einen Einser. Noch einmal gefragt, ob es auch realistisch ist, das zu erreichen, äußern wiederum die jungen Frauen etwas mehr Optimismus: 37 Prozent der Frauen, 31 Prozent der Männer sagen, dass sie "sehr gute" Erwartungen in diese Richtung hätten.

Die Tabelle zeigt die Wünsche und ihre (erwartete) Realisierbarkeit auf. Lesebeispiel: Dass man tatsächlich einmal Ansehen und Ruhm erwerben kann, wird mit der Note 2,79 bewertet – der Wunsch aber nur mit der Note 3,44. Es wird also für deutlich leichter erachtet, angesehen und berühmt zu werden, als das den eigenen Wünschen entspricht.

Zuversicht für das Berufsleben

Überhaupt der Beruf: "Wir haben eine Wirtschaftskrise, die Arbeitslosigkeit ist auf einem seit Ewigkeiten nicht mehr erlebten Höchststand, aber die jungen Leute sind in hohem Maße optimistisch", sagt Market-Institutsleiter David Pfarrhofer nach Durchsicht der Daten: "Jeweils mehr als ein Drittel der Befragten stimmt entweder voll oder zumindest überwiegend der Aussage zu, dass sie eine Ausbildung hätten, die gut zu ihren Fähigkeiten passt. Und ganz ähnlich hoch ist die Zustimmung zu der Aussage, dass man wahrscheinlich eine gute berufliche Zukunft haben wird – da sagen nur sechs Prozent, dass das auf sie gar nicht zutreffen würde. Ein bisserl spielt da die Parteineigung hinein – junge Leute, die zur SPÖ neigen, haben geringere berufliche Erwartungen als die jungen ÖVP-Anhänger."

In anderer Fragestellung wurde erhoben, wie denn die Karriereerwartungen sind – 64 Prozent der Befragten geben "Karriere machen" als eines ihrer Lebensziele an. Allerdings sind die jungen Frauen weniger sicher, dass ihnen das auch gelingen wird.

Frauen wollen Kinder und Karriere

Junge Frauen äußern dagegen wesentlich stärker den Wunsch, eine Familie mit Kindern zu haben – diesem Ziel geben 45 Prozent der weiblichen, aber nur 33 Prozent der männlichen Befragten die Note eins für "ein Ziel, das sehr erstrebens- und wünschenswert erscheint", und Frauen halten das auch für leichter erreichbar als Männer. Ebenso sind Frauen viel stärker als die männlichen Altersgenossen interessiert, einen Lebenspartner oder eine Lebenspartnerin für das gesamte weitere Leben zu haben.

44 Prozent der jungen Frauen, aber nur 33 Prozent der jungen Männer stimmen voll der Aussage zu: "Ich glaube, dass es die 'große Liebe' gibt und dass ich sie finde oder schon gefunden habe."

Allerdings sagen auch 23 Prozent der jungen Frauen, dass es für sie "sehr schwer" wäre, einen Partner oder eine Partnerin zu finden, weitere 15 Prozent finden es immerhin "schwer". Die männlichen Befragten melden noch größere Probleme.

Vermögen lockt, Autofahren nicht

Männer sind demgegenüber zuversichtlicher, dass sie in der zweiten Lebenshälfte ein Vermögen besitzen werden, das halten 20 Prozent der Männer für sehr realistisch (Note eins von fünf), und weitere 24 Prozent geben einen Zweier. Die Vergleichswerte für junge Frauen liegen bei 13 und 24 Prozent. Allerdings: Nur acht Prozent der Befragten beiderlei Geschlechts halten eigene Vermögensbildung für völlig aussichtslos.

Ein teures Auto zu fahren ist allerdings selbst bei den männlichen Befragten mehrheitlich kein erstrebenswertes Ziel mehr: "Auto bedeutet nicht mehr 'Freiheit', so wie das bei früheren Generationen war, es ist kein Statussymbol mehr", sagt Pfarrhofer. Dazu seien die meisten jungen Menschen zu sehr von der Klimakrise beeindruckt: Der Aussage, dass sie versuchten, mit dem eigenen Lebensstil zum Klimaschutz beizutragen, stimmen 24 Prozent gänzlich und 37 Prozent überwiegend zu. Besonders deutlich tut das die junge Grünen-Wählerschaft, aber überraschenderweise auch die (allerdings nicht sehr zahlreichen) jungen Anhänger der FPÖ. Nur jeder elfte Befragte hat Klimaschutz nicht zum Teil des Lebensstils gemacht.

Corona und Klima belasten gleich stark

DER STANDARD ließ die Lebenssituation der jungen Österreicherinnen und Österreicher noch weiter durchleuchten. Zunächst zum Thema Klima: 19 Prozent fühlen sich stark und weitere 27 Prozent teilweise durch die Klimakrise um ihre Zukunft betrogen.

Diese Werte sind etwa gleich hoch wie die Zustimmung zur Aussage, dass man sich wegen der Maßnahmen gegen Corona um die Zukunft betrogen fühle. Nur jeweils 15 Prozent sagen, dass das gar nicht der Fall sei.

Im Zusammenhang mit Corona wurde auch häufig beobachtet, dass sich junge Menschen "sehr oft einsam" fühlten. Das trifft derzeit bei 18 Prozent völlig und bei weiteren 24 Prozent überwiegend zu – nur ein Viertel der Befragten gibt an, niemals einsam zu sein.

Auch unter den befürchteten künftigen Schicksalsschlägen nimmt Einsamkeit eine bedeutende Rolle ein. 39 Prozent hegen eine derartige Befürchtung – mehr als doppelt so viele wie in einer (allerdings nur teilweise vergleichbaren) Ifes-Umfrage aus dem Jahr 1976.

Die Vergleiche sind deshalb bemerkenswert, weil auch damals eine Wirtschaftskrise herrschte – heute wie damals wurde das von 32 Prozent der jungen Befragten als bedrohlich empfunden. Die Sorge vor Umweltzerstörung stieg aber von 33 auf 43 Prozent, jene vor Atomunfällen von 22 auf 34 Prozent und vor Krieg von 19 auf 50 Prozent. Abgenommen hat dagegen die Sorge vor Unfällen (von 62 auf 48 Prozent) und die Furcht vor Arbeitslosigkeit, die übrigens von jungen Frauen stärker als von jungen Männern geäußert wird.

Insgesamt aber überwiegt in der Altersgruppe bis 25 der Optimismus mit 37 Prozent deutlich den Pessimismus, der von 29 Prozent geäußert wird (der Rest ist unentschieden). Das steht in deutlichem Kontrast zur Gesamtbevölkerung – in einer Umfrage der Paul-Lazarsfeld-Gesellschaft aus der Vorwoche liegen die Pessimisten mit 39 Prozent vor den Optimisten mit 32 Prozent.

Allerdings fanden die Market-Meinungsforscher auch heraus, dass sich aktuell 20 Prozent der befragten jungen Mitbürger eher unglücklich und fünf Prozent sogar sehr unglücklich fühlen.

Schließlich ließ DER STANDARD erheben, wer es nach Einschätzung der Befragten eher leicht im Leben hat – und welche Gruppen junger Menschen sich in Österreich eher schwertun. Hier zeigt sich, dass vor allem eine Diskriminierung von Migranten und von sexuellen Minderheiten vermutet wird. Wer studiert hat, sollte es dagegen relativ leicht haben. (Conrad Seidl, 6.3.2021)