"Ich bin nicht mit einem Klingelbeutel oder einer türkisen Schuhschachtel herumgelaufen und habe gesagt: Legt etwas hinein": PR-Beraterin Gabi Spiegelfeld.

Foto: APA/Punz

Im Ibiza-Untersuchungsausschuss hat die PR-Beraterin eine klare Strategie: Name-Dropping, und zwar von Politikern fast jeder Couleur. Damit will Spiegelfeld den Eindruck loswerden, es handle sich bei ihr um eine wichtige Schaltstelle im türkisen Machtsystem. Daher erzählt Spiegelfeld davon, dass sie im Jahr 2016 Irmgard Griss unterstützt habe oder dass auch der grüne Manager Lothar Lockl oder Altkanzler Christian Kern (SPÖ) bei ihr zu Gast gewesen seien.

Es sei ihr "immer eine Freude, Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen zusammenzubringen", sagt Spiegelfeld in ihrem Eingangsstatement. Recht rasch wird klar, dass sie sich in den vergangenen Jahren aber doch auf die "neue Volkspartei" und deren Superstar Sebastian Kurz fokussiert hat. Ab Ende 2016 habe sie "Expertenrunden" mit Kurz organisiert, Spenden seien da "nebensächlich" gewesen, behauptet Spiegelfeld.

Kein "Klingelbeutel"

"Ich bin nicht mit einem Klingelbeutel oder einer türkisen Schuhschachtel herumgelaufen und habe gesagt: Legt etwas hinein", erzählt die PR-Beraterin. Allerdings habe sie durchaus mit Großspendern wie Klaus Ortner über Unterstützung für die ÖVP gesprochen, konkret über das im U-Ausschuss mittlerweile berühmte "Spendenformular", dem zufolge sich Geldgeber von der ÖVP keine Gegenleistung erwarten dürfen.

Wer die von Spiegelfeld organisierten Runden bezahlt hat? Darauf weiß die Netzwerkerin keine Antwort. Teils habe sie Gäste ausgewählt, teils die ÖVP. Darum gebeten habe sie jedenfalls der damalige Außenminister Sebastian Kurz. Er sei persönlich an sie herangetreten, nicht die ÖVP, das sei nach dem Griss-Wahlkampf gewesen, also Ende 2016, rekonstruiert Spiegelfeld, die selbst kein ÖVP-Mitglied ist. Zumindest einmal hätten die Betreiber des Hotel Sacher für eine Unternehmerrunde ebendort die Kosten selbst übernommen, erklärt Spiegelfeld.

Die Opposition hält das für eine "verdeckte Parteispende". Auf Anfrage sagt das Sacher: "Wir halten fest, dass wir weder verdeckt noch offen für Parteien oder ihnen nahestehende Vereine oder Politiker selbst gespendet oder Veranstaltungen gesponsert haben." Allerdings veranstalte man immer wieder eigene Termine, bei denen Unternehmer, Reisepartner oder auch Politiker zu Wort kämen. Zwischen 2016 und 2018 soll Kurz bei ungefähr drei solchen Veranstaltungen dabei gewesen sein. Aus der ÖVP heißt es, dass es im Jahr 2017 kein Vertragsverhältnis zwischen der Volkspartei und Spiegelfeld gegeben habe. Und wer bezahlte die Veranstaltungen? "Klar ist, dass unsererseits immer alles entsprechend den rechtlichen Regeln abgerechnet wurde", sagt eine Sprecherin der ÖVP.

Bestens vernetzt ist Spiegelfeld in der ÖVP jedenfalls: Im Urlaub auf ihrer Finca schaute der jetzige Öbag-Chef Thomas Schmid vorbei. Für die Öbag ist wiederum Spiegelfeld selbst tätig, sie hat dort einen Beratervertrag. Sie habe sich auf eine Ausschreibung für das Los PR und Kommunikation beworben und den Auftrag dann bekommen. Schmid schrieb in von der Staatsanwaltschaft sichergestellten SMS auch, er werde es "veranlassen", dass Spiegelfelds Ehemann in den Aufsichtsrat der Bundesforste einziehe.

Für Spiegelfeld ist das nicht verwerflich, ihr Mann sei ja "prädestiniert" für diesen Job gewesen. Auch mit dem Finanzministerium hatte Spiegelfeld Verträge, sie organisierte kulturelle Veranstaltungen im Winterpalais, das zuvor vom Belvedere bespielt worden war.

Drohungen

Die Opposition legte Dokumente vor, mit denen das Umfeld von Sebastian Kurz dessen Machtübernahme vorbereitet haben soll. Hier fanden sich auch potenzielle Testimonials und Spender in Listenform wieder. Spiegelfeld wollte zuerst nicht antworten, da sie Ermittlungen in der Sache befürchtete; gab dann aber an, zahlreiche der Genannten später zu Expertenrunden geladen zu haben.

Emotional wurde es rund um den Neos-Abgeordneten Helmut Brandstätter. Er behauptete, Spiegelfeld habe bei jemandem "ihm Nahestehenden" angerufen und als Replik auf Brandstätters scharfe Befragung von Öbag-Chef Thomas Schmid im U-Ausschuss gemeint, es gebe "jetzt Krieg, jetzt wird er zerstört". Wer Spiegelfeld aufgetragen habe, das auszurichten, fragt Brandstätter. "Ich weiß es nicht, ich will das nicht beantworten", sagt Spiegelfeld – auch weil ihr eine strafbare Handlung unterstellt wird. Muss sie auch nicht, entscheiden Verfahrensrichter und Vorsitzender Andreas Hanger (ÖVP). Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Gabi Spiegelfeld gibt an, Vorschläge für Postenbesetzungen unterbreitet zu haben, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Sie selbst hat einen Beratungsvertrag mit der Öbag, deren Chef Thomas Schmid sie mehrmals auf Mallorca besucht hat. (Fabian Schmid, Renate Graber, 4.3.2021)