Kooperation im Dach-Raum: Der Schweizer Novartis-Konzern produziert Impfstoff für das deutsche Curevac am Tiroler Standort Kundl.

Foto: Novartis

Kundl – Der Pharmakonzern Novartis wird an seinem Standort in Kundl in Tirol die Herstellung des Corona-Impfstoff-Kandidaten von Curevac, CVnCoV, unterstützen. Konkret geht es um die Herstellung der mRNA und des vorformulierten Wirkstoffes. Die beiden Unternehmen gaben am Donnerstag bekannt, eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet zu haben. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) sah den Grundstein für den "Impfstoffproduktionsstandort Österreich" gelegt.

Die Vorbereitungen für den Produktionsstart, den Technologietransfer und die Testläufe hätten am Novartis Produktionsstandort in Kundl bereits begonnen, hieß es. Vorbehaltlich einer verbindlichen Vereinbarung plane Novartis, die Produktion im zweiten Quartal 2021 in Tirol aufzunehmen. Erste Lieferungen des vorformulierten mRNA-Wirkstoffes an Curevac werden für den Sommer 2021 erwartet. Bis Ende 2021 sollen die mRNA und der vorformulierte Wirkstoff für bis zu 50 Millionen Dosen hergestellt werden, im Jahr 2022 für bis zu 200 Millionen Dosen.

Fertigungsanlage angepasst

Die Produktion erfolge in einer neuartigen Fertigungsanlage, die sich bereits im Bau befand und an die Bedürfnisse der Impfstoffproduktion für Curevac angepasst werde. Es handle sich um sogenannte Messenger-Ribonukleinsäure (mRNA), deren Herstellung äußerst komplex sei. Der vorformulierte Wirkstoff werde anschließend an Curevac zur Weiterverarbeitung und Abfüllung des Impfstoffes geliefert.

"Wir sehen uns in der Verantwortung, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um zu helfen. Wir freuen uns, heute die Zusammenarbeit mit Curevac bekanntgeben zu können und seitens Novartis Österreich mit unserem Novartis-Produktionsstandort in Tirol einen gewichtigen Beitrag zu leisten", sagte Michael Kocher, Country President von Novartis Österreich. Auch bei Curevac zeigte man sich erfreut über die Zusammenarbeit: "Ich freue mich sehr, dass wir mit Novartis einen weiteren sehr erfahrenen Experten für die Produktion unseres Impfstoffkandidaten gewinnen konnten. Gemeinsam mit unserem neuen Partner können wir unsere Produktionskapazitäten deutlich erhöhen und unser Fertigungsnetzwerk auf eine noch breitere Basis stellen", erklärte Florian von der Mülbe, Chief Production Officer bei Curevac.

Schramböck erfreut

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) bezeichnete dies als "ersten Schritt in Richtung Impfstoffproduktionsstandort Österreich". Ihre "Vision" sei es, "dass wir nicht nur in Österreich für Österreich produzieren, sondern mittelfristig Wirkstoffe in Österreich für die ganze Welt herstellen". Dafür werde im Ministerium eine Taskforce aufgebaut. Kommenden Dienstag will Schramböck den Betrieb gemeinsam mit Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) besuchen.

Auch in der Tiroler Politik führte die Neuigkeit zu positiven Reaktionen. Platter bezeichnete die Impfstoffherstellung als "weiteres sehr starkes Signal aus Tirol für den nachhaltigen Kampf gegen das Coronavirus". Dies habe "nicht nur für Österreich, sondern auch für ganz Europa eine große Bedeutung", sagte er in einer Aussendung. "Engpässe beim Impfstoff wie derzeit soll es dann in Zukunft nicht mehr geben – dazu kann Tirol aktiv beitragen", kündigte er an. Für Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (ÖVP) trage das Unternehmen "ganz wesentlich zur Stärkung unseres Wirtschaftsstandortes bei", dadurch könne "die Impfstoffproduktion direkt in Österreich und Europa" abgesichert werden. (APA, 4.3.2021)