Der APA-Artikel "Kritik an Richterin nach Aussagen zu sexueller Belästigung in Prozess" verschwand schnell wieder von der Seite "oe24.at".

Foto: Screenshot/oe24.at

Wien – Nach dem STANDARD-Bericht über einen Wiener Medienmanager, der derzeit vor dem Wiener Arbeits- und Sozialgericht einen Prozess gegen eine Ex-Mitarbeiterin führt, forderten das Frauennetzwerk Medien und der Presseclub Concordia in einem offenen Brief an die Vereinigung der österreichischen Richterinnen und Richter mehr Sensibilität beim Thema sexuelle Belästigung. Die österreichische Nachrichtenagentur APA verarbeitete die Aussendung am Donnerstag zu einem Artikel, der auch im Newsfeed der Plattform "Oe24.at" landete. Der APA-Artikel blieb allerdings nur gut 24 Stunden online und wurde am Freitag gegen Mittag wieder entfernt. Statt des Artikels kommt jetzt eine Fehlermeldung: "Seite nicht vorhanden."

In dem Prozess geht es – wie berichtet – um einen bekannten Medienmacher, der vor Gericht erwirken möchte, dass die Fernsehmoderatorin ihre Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen ihn unterlässt. Wegen dieser Vorwürfe wurde sie als Fernsehmoderatorin entlassen, wogegen sie sich in einem anderen Verfahren gerichtlich wehrt. Die Frau soll von ihrem Chef begrapscht worden sein, lautet der Vorwurf. Zuvor soll der Medienmacher sie bei einem Abendessen zu zweit sexuell belästigt und bedrängt haben, was dieser vehement bestreitet. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Für die heftige Kritik des Frauennetzwerks Medien und des Presseclubs Concordia sorgte die vorsitzende Richterin des Prozesses. Während ihrer Aussage wurde die Moderatorin von der Richterin unterbrochen und gefragt: Warum sie nicht gekündigt habe, man wisse doch, wie es im Unternehmen zugehe. Als die Moderatorin auf ihren beruflichen Traum und die Möglichkeit verwies, auch ohne ihren Chef moderieren zu können, erwiderte die Richterin: "Ich glaube, Sie träumen von warmen Eislutschern." (red, 5.3.2021)