Dass der Faserhersteller Lenzing – mit Palmers Eigentümer des Maskenproduzenten Hygiene Austria – nun ein Forensikteam ins Unternehmen schickt, um die publik gewordenen Vorfälle zu klären, kommt reichlich spät. Jetzt Nachschau zu halten, wo Staatsanwaltschaft und Finanzpolizei bereits ermitteln, ist der österreichische Weg.

Wer hält sich zurück? Die Geschäftsführung der Hygiene Austria. Diese teilte per Aussendung lediglich mit, dass die involvierten Personalvermittler dafür zuständig sind, die Mitarbeiter korrekt anzumelden. Das stimmt schon. Aber diese mussten ihren Arbeitsplatz vor Ort ja von jemandem zugewiesen bekommen haben. Dafür ist das Hygiene-Austria-Management verantwortlich. Wer hat entschieden, den schmutzigen Keller als Arbeitsstätte für die hygienisch sensible Maskenverpackung freizugeben? Wer hat entschieden, dass Masken, die in China und in Österreich produziert wurden, im Verhältnis 17:3 für den Weiterverkauf gemischt werden müssen? Ganz zu schweigen von Vorwürfen zu vertuschten Arbeitsunfällen.

In all diesen Punkten haben auch die Eigentümer versagt. Besonders schlimm ist das, weil es Doppelfunktionen gibt. Geschäftsführer der Hygiene Austria sind Palmers-Chef Tino Wieser und Stephan Trubrich, bei Lenzing für Investoren zuständig. Diese Vorfälle schädigen nicht nur den Wirtschaftsstandort, sie ziehen die Marke "made in Austria" in den Dreck. (Bettina Pfluger, 5.3.2021)