Lamparter hat noch eine weitere Medaillenchance in Oberstdorf. Silber könnte nach Bronze und Gold munden.

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Einen Tag, an dem Helden gemacht werden, nannte Bernhard Gruber den vergangenen Sonntag in Oberstdorf, den Tag, als der Kombinationsweltmeister von 2015 seinen Rücktritt verkündet und seine Ex-Kollegen als Team die Bronzemedaille geholt hatten.

Der Tag, an dem Johannes Lamparter vielleicht nicht zum Helden, aber wie Gruber zum Weltmeister im Großschanzenbewerb geworden war, endete für den 19-jährigen Tiroler nach den üblichen, in Zeiten von Corona aber maßvolleren Feierlichkeiten um Mitternacht. "Ich war um elf im Bett, aber ich habe schon gebraucht, bis ich einschlafen konnte", sagte Lamparter am Freitag, der für ihn schon wieder gut begonnen hatte: "Es war schon ein besonderes Gefühl aufzustehen und das Weltmeistertrikot auf dem Nachtkastl liegen zu haben."

Verdient hatte es sich Lamparter nach eigenen Worten mit seinem besten Skisprung von einer Großschanze und seinem besten Langlauf über zehn Kilometer. Coach Christoph Eugen hatte ihn mit dem Auftrag in die Loipe geschickt, seinen Vorsprung auf die Verfolger, vor allem auf den großen Norweger Magnus Jarl Riiber, nicht bloß zu halten. "Es ist eine WM, also sind wir mit ihm All-in gegangen. Das war eine gute Entscheidung, weil Johannes der Typ ist, dem das liegt."

Durchgehende Pferde

Eugen beschreibt Lamparter als sehr vernünftigen Menschen, "der einen Plan braucht, den er akribisch abarbeiten kann". Zuweilen gehen mit dem Schüler des Skigymnasiums Stams noch die Pferde durch, "dann ist er mit seinem Vater neun, zehn Stunden mit dem Rad unterwegs und danach länger blau". Lamparter habe mit der Schule im Hintergrund manchmal noch das Gefühl, "dass er zu wenig tut".

Tatsächlich beschreibt sich der Sportler vom Nordic Team Absam als Mensch mit "sehr viel Energie, der ganz selten schlecht gelaunt ist. Und ich bin ein Teamplayer." Darauf kann sich auch Lukas Greiderer verlassen, der 27-jährige, engere Landsmann, mit dem Lamparter am Samstag noch den Teamsprint in Angriff nimmt – no na mit realistischen Medaillenchancen.

Diese Aufgabe im Hinterkopf, hat sich Lamparter nach Gold noch nicht den ersehnten Burger, sondern nur ein Eis gegönnt. Im Übrigen war er gut damit beschäftigt, Glückwünsche zu beantworten, "mein Handy wäre fast explodiert". Die Kollegen in Stams haben ein Video gedreht, und natürlich war auch Patrick Murnig präsent, der Berater und Coach, mit dem Lamparter regelmäßig in Kontakt ist. Wegen dieser Gespräche sei er "so cool und gechillt am Weg". Murnig gibt den Takt vor.

Matura und Drohnen

Am Weg in den Spitzensport lag auch das Gewichtheben, nicht eben eine grundlegende Fertigkeit für einen Nordischen Kombinierer. "Gewichtheber sehen üblicherweise anders aus", sagt Lamparter, "aber ich habe es technisch gelernt, ein halbes Jahr habe ich nur mit einem Besenstil geübt." Diese Technik helfe jetzt, beim "effektiven, verletzungsfreien Krafttraining".

Nach den glorreichen Oberstdorfer Tagen ist die Rückkehr auf die virtuelle Schulbank alternativlos, Lamparter ist im Matura-Jahr. Wie schwierig das während der Pandemie ist, hat er sich gar nicht bewusst gemacht, er lag im "Drohnenfieber. Ich habe den Drohnenführerschein gemacht." Und nach der Matura? "Vielleicht der Grundwehrdienst, aber es kommt Olympia, da gibt es viel zu trainieren. Für einen Tag, an dem in Peking vielleicht kein Held, aber der Olympionike Lamparter gemacht wird. (Sigi Lützow aus Oberstdorf, 5.3.2021)