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Es ist wohl die größte Versuchung, seit es Instagram gibt – die nicht einmal fingernagelkleine Handtasche in der Navigationsleiste der Instagram-App. Ein Klick, und es eröffnet sich ... ein Shoppingparadies! Teuflischerweise werden hier ständig die Sachen angezeigt, die man gerade haben will. Habe ich nicht exakt die Sneaker mit der grauen Sohle gesucht? Das T-Shirt dieses neuen New Yorker Labels?

Das ist wenig verwunderlich. Produkte, die dem Nutzer über den Shop-Tab ausgespielt werden, basieren auf personalisierten Vorschlägen. Instagram kennt die Profile der Mitglieder seiner Community sehr genau. Verbringen die doch viel Zeit in der App: Über 30 Minuten täglich hängen die unter 25-Jährigen auf der Plattform herum. Jedes Like, jede Verweilsekunde bei einem Clip oder einer Werbung, jeder Kommentar fließt in den Algorithmus ein und verfeinert das Kundenprofil des Users. Dazu noch Entertainment und Tratsch: Was die Shoppingmall in den 90ern war, ist heute Instagram.

In Wahrheit ist die bildgewaltige Facebook-Tochter aber noch viel mehr. Wer hier aktiv ist, kann mit einer Milliarde Menschen interagieren. Viele von ihnen kommen in Konsumlaune auf Instagram. Sie kennen die 2010 entwickelte App seit vielen Jahren als Plattform für Unternehmen, die Yogamatten, Handtaschen, Kosmetika oder Sneaker verkaufen wollen.

Und dann gibt es natürlich noch die abertausenden Mega-Mikro- und Makro-Influencer, die sich in der App tummeln und zwischen Konsumenten und Marken vermitteln. Sie sind der Grund, warum Emotionen beim Kauferlebnis auf Instagram eine wesentlich größere Rolle spielen als beispielsweise bei Amazon. Viele Menschen haben ein derart enges Verhältnis zu ihren digitalen Stilvorbildern aufgebaut, dass sie deren Produktempfehlungen quasi blindlings folgen.

In Shoppinglaune

Dieses Potenzial hat Instagram erkannt. Das Per-Klick-Shopping in der App spielt eine immer größere Rolle – und wird deshalb auch immer leichter gemacht. Dass der Shop-Tab im vergangenen Jahr prominent in der Hauptnavigationsleiste platziert wurde, ist jedenfalls kein Zufall. Gerade in Pandemiezeiten boomt E-Commerce – und die Facebook-Tochter will als Shoppingportal der Konkurrenz das Wasser abgraben.

In welche Richtung sich das Einkaufserlebnis auf Instagram weiterentwickeln wird, zeigt ein Blick in die USA. Während Shoppingstreifzüge hier noch auf den Websites der Unternehmen enden, werden Instagram-Einkäufe in Amerika bereits direkt in der App abgeschlossen. Ist ja damals in den 90ern in der Shoppingmall auch nicht anders gewesen. (Anne Feldkamp, 7.3.2021)