Die Spielbanken der Casinos Austria mussten acht Monate die Pforten sperren. Dies zehrt am Ergebnis.

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Eigentlich gilt Bettina Glatz-Kremsner nicht gerade schlecht vernetzt – vor allem in der ÖVP, deren Vizechefin sie bis 2019 war. Doch derzeit wird sie nicht in die politischen Vorgänge involviert, sagte die Vorstandsvorsitzende der Casinos Austria AG (Casag). Das ist insofern für das Unternehmen betrüblich, als eine geplante Gesetzesänderung massive Einbußen bringen würde.

Türkis-Grün hat sich nämlich vergangene Woche auf einige Beschränkungen des Glücksspiels geeinigt – neben den Ausgliederungen der Agenden aus dem Finanzministerium in eine unabhängige Behörde. Das hat auch mehr oder weniger damit zu tun, dass Ressortchef Gernot Blümel (ÖVP) wegen Kontakten zur Novomatic als Beschuldigter geführt wird. Für die Casinos wichtiger ist aber ein anderer Punkt: Die Automatenhallen des teilstaatlichen Unternehmens sollen laut Ministerratsbeschluss die Pforten schließen.

862 Automaten

Die Casag-Tochter Lotterien verfügt über eine Lizenz, zu der auch sogenannte Video Lottery Terminals (VLT) zählen, von denen derzeit 862 Stück aufgestellt sind. Diese Automaten befinden sich auch in den Bundesländern, in denen das sogenannte kleine Glücksspiel nicht erlaubt ist – beispielsweise in Wien. Glatz-Kremsner beziffert den Umsatz der VLTs in 21 Spielstätten mit 45 Millionen Euro.

Warum diese Geräte ausgesondert werden sollen, aber die 4.200 von den Bundesländern bewilligten Automaten überleben sollen, versteht die Casinos-Chefin nicht. Was Glatz-Kremsner nicht anspricht, aber allgemein bekannt ist: Platzhirsch bei den Automaten ist Erzrivale Novomatic. Allein deren Tochter Admiral kommt auf rund die Hälfte dieser Geräte, die in fünf Bundesländern erlaubt sind. Lasse sich das VLT-Ende nicht vermeiden, müsse jedenfalls das Ende der Konzessionsfrist (30. September 2027) abgewartet werden, betont Glatz-Kremsner.

Für Spielerschutz

Unter den drohenden Einschränkungen – dazu zählen weitere Auflagen im Werbebereich sowie eine höhere Steuerbelastung – müssten auch die zwölf Casinos-Standorte überprüft werden. "Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dafür müssen gegeben sein", meint Glatz-Kremsner. Grundsätzlich unterstütze sie aber die Intention der Regierung, den Spielerschutz zu stärken.

Bettina Glatz-Kremsner war im September im Ibiza-U-Ausschuss zu sehen.
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Ein nicht unbeachtliches Zuckerl beinhaltet die Reform freilich auch: Die Regierung will illegalen Online-Anbietern den Garaus machen. Nach österreichischem Recht hat nur die hauseigene Marke Win2day eine Konzession. Allerdings sehen das mehrere Konkurrenten, die vom EU-Ausland aus operieren und dort zugelassen sind, anders. Jedenfalls möchten ÖVP und Grüne ein DNS-Blocking einführen. DNS steht für Domain Name Server. Vereinfacht gesagt müssten Internet-Provider einen Anbieter sperren, wenn dieser behördlich als illegal eingestuft wird. Das könnte natürlich Geschäft in Richtung Win2day umleiten. Obwohl formal Monopolist, wird der Marktanteil von Win2day auf nur 40 Prozent geschätzt.

Insgesamt ein Gewinn

Jedenfalls dürfte das Geschäftsleben für Casinos Austria herausfordernd bleiben. In den letzten zwölf Monaten waren die Spielbanken während acht Monaten geschlossen, führte Glatz-Kremsner aus. Das Vorjahr brachte einen Verlust im höheren zweistelligen Millionenbereich für die Casinos, der allerdings dank Lotterien und Win2day ins positive Terrain gedreht werde.

Geholfen hat ein Sparprogramm, das die Casag innerhalb von acht Wochen erarbeitet habe. Damit würden 50 Millionen Euro an Kosten eingespart und der Personalstand um 500 Jobs Vollzeitjobs reduziert. Auf so ein Programm sei man nicht stolz, erklärte Glatz-Kremsner, es sei aber "ein notwendiger Schritt". (as, 5.3.2021)