Abuja – Ein in Nigeria wegen Blasphemie zu langjähriger Haft verurteilter Teenager ist auf freiem Fuß, sieht sein Leben aber weiter in Gefahr. Der 13-Jährige war im August im Teilstaat Kano von einem islamischen Scharia-Gericht zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Er soll im Streit mit einem Freund Gott beleidigt haben.

Der Fall bekam international Aufmerksamkeit, als der Direktor der Gedenkstätte von Auschwitz-Birkenau, Piotr Cywinski, Nigerias Präsidenten Muhammadu Buhari um Gnade für den Burschen bat. Er könne als Direktor der Gedenkstätte des deutschen Konzentrationslagers, wo Kinder inhaftiert und ermordet wurden, angesichts des "die Menschheit beschämenden Urteils" nicht gleichgültig bleiben, schrieb er.

13-Jähriger lebt in Angst

Das Leben des am 25. Jänner aus der Haft entlassenen Buben sei aber dennoch weiterhin in Gefahr durch extremistische Gruppen, sagte sein Anwalt Kola Alapinni. Ein weltliches Gericht habe das Urteil kassiert, weil der Bub minderjährig gewesen sei und keinen Rechtsbeistand gehabt habe. "Es gab keine andere Wahl, als ihn und seine Familie fortzubringen, weil sie alle in Gefahr waren", meinte er. Seine Mutter sei nach seiner Festnahme bereits von einem Mob drangsaliert worden und in eine andere Stadt gezogen.

Die Gedenkstätte sammelt nun nach eigenen Angaben Spenden, um dem Teenager zu helfen, sein Leben wiederaufzubauen. Je nachdem, wie viel Geld zusammenkomme, wolle man dem Burschen zu einem neuen Zuhause in einer sicheren Umgebung außerhalb des Teilstaates Kano verhelfen, für seine Schulbildung zahlen und ihm bei den Anwaltskosten helfen.

Kano im Norden Nigerias ist einer der Teilstaaten, in dem strenge Scharia-Gesetze gelten. Der Staat gilt als sehr konservativ. In dem westafrikanischen Land sind Schätzungen zufolge etwas mehr als die Hälfte der Bürger Muslime und etwa 45 Prozent Christen. Der Name Auschwitz hat sich als Synonym für den Holocaust und das gleichnamige Konzentrationslager eingebrannt. Allein dort brachten die Nationalsozialisten mehr als eine Million Menschen um, zumeist Juden. In ganz Europa ermordeten sie während der Shoah etwa sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens. (APA, 6.3.2021)