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78 Journalistinnen erheben schwere Vorwürfe gegen den Schweizer Medienkonzern Tamedia.

Foto: Reuters/ARND WIEGMANN

Das Schweizer Medienunternehmen Tamedia ist mit Sexismusvorwürfen konfrontiert, die aus den eigenen Reihen kommen. Dokumentiert haben sie 78 Journalistinnen aus der Schweiz, die für Tamedia-Medien arbeiten und sich namentlich via offenem Brief deklarieren. Zu Tamedia, das ein Subunternehmen der TX Group ist*, gehören mehrere Zeitungen wie der "Tages-Anzeiger", Zeitschriften und drei Druckereien. In Österreich hält ein weiteres Subunternehmen der TX Group, 20 Minuten, ein Viertel an der Gratiszeitung "Heute" und die Mehrheit an heute.at. Die Vorwürfe in dem offenen Brief beziehen sich ausschließlich auf Tamedia.

Die Tamedia-Redakteurinnen kritisieren, dass die Firmenkultur auf Sexismus und Einschüchterungen aufgebaut sei und listen zahlreiche Beispiele dafür auf. Frauen würden etwa auch systematisch schlechter behandelt und bei Beförderungen übergangen. Die Situation habe sich durch die Arbeit im Home Office noch verschlimmert, heißt es.

Pandemie habe die Situation noch verschlimmert

"Frauen werden ausgebremst, zurechtgewiesen oder eingeschüchtert. Sie werden in Sitzungen abgeklemmt, kommen weniger zu Wort, ihre Vorschläge werden nicht ernst genommen oder lächerlich gemacht. Frauen werden seltener gefördert und oft schlechter entlohnt". Es herrsche eine "von Männern geprägte Betriebskultur, die sich durch die Pandemie, Homeoffice und Videocalls nochmals spürbar verschlechtert" habe. Männer würden fasst alle Schlüsselpositionen besetzen.

Die Redakteurinnen schreiben: "Wir sind nicht bereit, diesen Zustand länger hinzunehmen" und fordern, dass die Geschäftsführung mit Maßnahmen reagiert: "Wir erwarten bis zum 1. Mai 2021 konkrete Vorschläge zur Umsetzung unserer Forderungen und eurer verbindlichen Ziele."

In dem offenen Brief werden zahlreiche Beispiele für sexistisches Verhalten der Mitarbeiter angeführt wie: "Man könnte meinen, dass wir unsere Leute wegen ihres Aussehens anstellen." Oder: "Bis heute finden Kollegen es lustig, Sätze zu sagen wie: 'Da bei dir im Hintergrund schreit ein Kind, habe ich das mit dir gezeugt?" (red, 7.3.2021)