"Die Zukunft ist feministisch": Anlässlich des Weltfrauentags gab es weltweit Demonstrationen, hier in Paris. Die Ungleichheit hat sich während der Pandemie noch verschärft.

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Es war kein gutes Jahr für Frauen. Das Coronavirus hat vieles, was bisher schon ungerecht war, noch ungerechter gemacht: Während der Pandemie haben mehr Frauen als Männer ihre Jobs verloren– und sie mussten noch mehr unbezahlte Arbeit leisten, da die Betreuung von Kindern und anderen Angehörigen im Lockdown ausfiel.

Bei einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung unter Haushalten in Deutschland gaben rund 69 Prozent der Frauen an, dass sie überwiegend die generelle Hausarbeit erledigen. Von den Männern waren es nur elf Prozent. Frauen übernahmen auch zu 51 Prozent die Aufgaben rund um Kinderbetreuung und Homeschooling, unter den Männern waren es 15 Prozent. Eine US-Umfrage vom Mai 2020 zeigte auch einen Unterschied in der Eigenwahrnehmung: Mehr als die Hälfte der befragten Männer gab an, das Homeschooling mehrheitlich zu übernehmen – diese Einschätzung teilten nur drei Prozent der befragten Frauen.

Ungerechte häusliche Arbeitsteilung

Bereits vor der Pandemie war klar, wie ungerecht die häusliche Arbeitsaufteilung weltweit abläuft: Einer Oxfam-Studie zufolge leisten Frauen und Mädchen drei Viertel der unbezahlten Care-Arbeit, das entspricht über zwölf Milliarden Stunden Haus-, Pflege- und Fürsorgearbeit täglich. Gäbe es einen Mindestlohn dafür, käme man auf die Summe von knapp elf Billionen US-Dollar pro Jahr. Weltweit können 42 Prozent der Frauen keinem bezahlten Job nachgehen, weil sie so viel unbezahlte Arbeit leisten müssen. Bei Männern trifft das nur auf sechs Prozent zu. All das spiegelt sich auch in der Arbeitsbelastung und im Einkommen wider.

Frauenministerin Susanne Raab empfahl zuletzt, um Einkommensunterschiede zu beseitigen, "entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen" sowie "ein Umdenken bei der Berufswahl". Dabei sind viele von Frauen gewählte Berufe, etwa im Gesundheitsbereich oder in der Altenbetreuung, krisenfest und stark nachgefragt. Sie werden nur schlecht bezahlt. Auch "mehr Frauen in Führungspositionen" ist eine altbekannte Forderung, die Raab vergangene Woche wiederholte. Auch wenn prinzipiell zu begrüßen ist, wenn die gläserne Decke mehr Sprünge bekommt, kommt es schlussendlich darauf an, welche Maßnahmen jene in der Führungsetage umsetzen.

Ungerechtigkeiten wurden sichtbarer

Durch die Pandemie wurden Ungerechtigkeiten sichtbarer. Doch das allein hilft nicht: Die Neuverteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit muss diskutiert und umgesetzt, die Prekarisierung von Sorgearbeit beendet werden. Dafür müssen Themen wie Umverteilung, bedingungsloses Grundeinkommen und Arbeitszeitverkürzung auf den Tisch.

Als in Schweden ein Altenheim (ein Bereich, in dem vor allem Frauen tätig sind) 2015 die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich ausprobierte, fühlten sich die Betroffenen gesünder, die Produktivität stieg, und die Krankenstände nahmen ab. Im kalifornischen Stockton wurden in einem zweijährigen Testlauf zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern bedingungslos 500 US-Dollar (450 Euro) ausgezahlt. Dies führte dazu, dass die Betroffenen ihre Schulden beglichen, Vollzeitjobs bekamen und sich psychisch besser fühlten. Vor allem von Frauen fiel Druck ab, sie führten fortan ein gesünderes und beruflich erfolgreicheres Leben. Auch Österreichs Regierung hätte es in der Hand. (Noura Maan, 8.3.2021)