Corona bedeutet Lernen mit Hindernissen. Bei der Matura scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Foto:AFP / Christof Stache

Während die Infektionszahlen österreichweit besorgniserregend steigen, ist es um die Schulen fast verdächtig ruhig geworden. Mehrmals wöchentlich wird hier seit den Semesterferien mittels kurzer Schnellteststäbchen im vorderen Nasenbereich gebohrt, um besonders ansteckende Virusträger aus dem Verkehr zu ziehen – 1.247 Personen wurden vergangene Woche auf die Art und Weise positiv getestet, 840 davon Schülerinnen und Schüler – bei insgesamt rund 1,4 Millionen Antigen-Schnelltests. Zum Vergleich: In der Woche davor gab es rund 900 positive Ergebnisse.

Wie viele Kinder und Jugendliche mussten in der Zwischenzeit wieder ins Distance-Learning wechseln? Wie lernt es sich überhaupt im Schichtbetrieb? Und worauf müssen sich Maturantinnen und Maturanten einstellen? Ein Update aus dem Bildungsbereich.

  • Wer lernt wo? Dreizehn Schulstandorte mussten laut Auskunft des Bildungsministeriums aktuell ihre Tore wieder schließen. Wie viele Schülerinnen und Schüler das betrifft? Dazu gibt es leider keine Angaben, aber: In Klassen gezählt sind es 173, die sich derzeit in Quarantäne befinden. Was die Detailauswertung der ersten Woche nach dem Schullockdown gezeigt hat: Cluster mit mehr als einem Fall pro Klasse kamen laut Analyse der damals durchgeführten Schnelltests kaum vor: Nur aus 26 der rund 5.800 Schulen wurden zwei bis vier Fälle gemeldet, in den übrigen 90 Prozent der betroffenen Schulen wurde jeweils nur ein Fall beim Schnelltest entdeckt. In der Woche darauf verzeichnete man 34 Schulcluster.
  • Wie wird der Schichtbetrieb gelebt? Didaktisch ist die Spannbreite groß, lediglich die zwei Präsenztage (alternierend Montag und Dienstag beziehungsweise Mittwoch und Donnerstag) sind für fast alle Zehn- bis Achtzehnjährigen zur wöchentlichen Routine geworden. Was an den sieben anderen Tagen passiert, variiert allerdings gewaltig: Während die einen mit Arbeitspaketen, unterbrochen durch gelegentliche Online-Stunden, beschäftigt werden, sind andere per Streaming live dem Unterricht in der Klasse zugeschaltet, haben also kaum Änderungen im Stundenplan. Geht es nach der SPÖ, sollen nach Ostern alle zum "Normalbetrieb" zurückkehren, also fünf Tage pro Woche.
  • Wie geht es den jungen Lernenden? Nicht so gut, wie eine gemeinsame Studie der Donauuni Krems und der Medizinischen Universität Wien zeigt. Ganze 56 Prozent der 3.000 Befragten über 14 Jahren zeigen Anzeichen einer depressiven Symptomatik, etwa 16 Prozent geben an, mehrmals pro Woche suizidale Gedanken zu haben. Auch die Bundesschülervertretung hat in einer nicht repräsentativen Online-Umfrage unter mehrheitlich über 15-Jährigen erhoben: Fast drei Viertel sehen ihre Psyche im Schulalltag "stark" beziehungsweise "sehr stark" beeinflusst. Auch Schularbeiten und Tests bedeuten unter den aktuellen Voraussetzungen für die Mehrheit der Befragten mehr Stress. Kein Wunder: Rund 67 Prozent haben das Gefühl, den Unterrichtsstoff nicht ausreichend gelehrt zu bekommen.
  • Und wie geht es den Lehrkräften? Verallgemeinerungen sind hier natürlich nicht zulässig. Geht man nach der Anzahl an Mails, die Pflichtschullehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG) seit Beginn der Pandemie durchschnittlich in seinem Posteingang findet, hat sich die Aufregung aber etwas gelegt: 1.300 waren es im Wochenschnitt, heute seien es deutlich weniger Anfragen – und die betreffen vor allem das Thema Impfen. In Wien und Niederösterreich haben die ersten Pädagoginnen und Pädagogen bereits Stich Nummer eins bekommen, in Kärnten soll es demnächst so weit sein. Die Berufsgruppe ist die erste, die auf das Personal in den Gesundheitsberufen folgt.
  • Wie wird das Schuljahr bewertet? Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek von der Schülerunion berichtet von einer regelrechten Testflut, die über ihre Kolleginnen und Kollegen an den wenigen Präsenztagen an den Schulen hereinbricht. Diejenigen in den Maturaklassen stünden unter zusätzlichem Druck, weshalb für Bosek klar ist: "Es muss dieses Jahr dieselben Erleichterungen geben wie voriges Jahr – oder mehr", sagt sie im Gespräch mit dem Standard. Die Schülervertreterin fordert etwa, dass der Antritt zur mündlichen Prüfung wieder freiwillig erfolgen soll. Im Büro von Bildungsminister Heinz Faßmann (parteilos, auf ÖVP-Ticket) heißt es dazu: "Wir arbeiten an einem Maßnahmenpaket." Man habe "schon oft Flexibilität gezeigt, wenn es notwendig war". Zuletzt wurde etwa immer wieder am Beurteilungsschlüssel herumgeschraubt.
  • Welche Unterstützung gibt es? Mit der angekündigten Lernunterstützung während der Osterferien hat man es im Ministerium nicht sehr eilig. Auf Nachfrage wurden dem STANDARD vorerst keine Details dazu genannt. Auch bei der Sommerschule sind noch einige Fragen offen – etwa wie die Teilnahme in die Mitarbeitsnote einfließen soll (Karin Riss, 8.3.2021)