Völlig losgelöst waren die Weltmeister Lukas Greiderer (links) und Johannes Lamparter bei der Medaillenzeremonie für den Teamsprint der Kombinierer.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Die silbernen Skispringer: Jan Hörl, Philipp Aschenwald, Daniel Gruber und Stefan Kraft (von links). Die Sparte Skisprung bescherte Österreich in Oberstdorf zweimal Gold sowie je einmal Silber und Bronze.

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Noch vor Wochenfrist drohte die insgesamt 53. Nordische Weltmeisterschaft für Österreich eine der mit viel Pech vergebenen Chancen zu werden. Marita Kramer, die Skispringerin, der die Begründung einer neuen Ära zugetraut wird, wurde für ihr überragendes Fluggefühl wohl mit einer Goldmedaille im Team und Bronze im Mixed belohnt, ging aber in den Einzelspringen jeweils als Vierte leer aus. Auf der Normalschanze warf sie eine höchst fragwürdige Juryentscheidung vom Podest, auf der Großschanze hatte die 19-jährige Salzburgerin von allen Favoritinnen im Finale die schlechtesten Bedingungen.

Wie die gebürtige Niederländerin die Rückschläge hingenommen hat, bei sich selbst ansetzte und auf Fehlersuche ging, nötigte Respekt ab. Der allgemeine, schwache Trost in eine Floskel gefasst: Sie ist jung, sie bekommt noch viele Chancen.

A Star Is Born

Kramer war der programmierte österreichische Star der insgesamt dritten Oberstdorfer Weltmeisterschaften, die angesichts der Umstände ganz hervorragend organisiert und mangels Zuseher ganz auf den Sport konzentriert waren. Der 19-jährige Kombinierer Johannes Lamparter wurde dann in der zweiten Woche zum erfolgreichsten Beitrag des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV), holte nach Bronze mit dem Team noch Einzelgold im Großschanzenbewerb und am vergangenen Samstag mit Lukas Greiderer den Titel im Teamsprint.

Wohl war mit dem Tiroler nach einem Podestplatz und insgesamt guten Vorstellungen in dieser Weltcupsaison zu rechnen gewesen, dieser blitzartige Durchbruch ganz an die Spitze hat den jungen Mann allerdings auch selbst ein wenig verblüfft. Er kam jedenfalls rechtzeitig, um Zweifel an der Arbeit des Trainerteams zu zerstreuen. Vielmehr wurden Lobgesänge angestimmt, auf Sprungtrainer Christoph Bieler, Langlauftrainer Jochen Strobl, das überragende Serviceteam, die Physios und den Chef, auf Christoph Eugen, der Bernhard Gruber (Rücktritt nach gesundheitlichen Problemen) und Franz Josef Rehrl (Kreuzbandriss) zu ersetzen hatte.

Phönix Kraft

Die größte ÖSV-Sorge vor der WM galt allerdings den Skispringern, die nicht und nicht in Medaillenform kommen wollten. Doch Stefan Kraft entstieg mit dem Wechsel auf seine geliebte große Schattenbergschanze wie Phönix aus der Asche aus der wegen einer Corona-Infektion und chronischer Rückenprobleme fast völlig verpatzten Saison. Im Sog des 27-jährigen Salzburgers, der als erster österreichischer Skispringer zum dritten Mal Einzelweltmeister werden konnte, fing sich auch das restliche Team, die Silberne im Mannschaftsbewerb von der Großschanze musste nicht der Vorspringer allein sichern. Philipp Aschenwald und Jan Hörl übertrafen die Erwartungen, Daniel Huber fiel wie Schlussspringer Kraft nicht ab. Gold und Silber für seine Schützlinge sind für Chefcoach Andreas Widhölzl, der schon vernehmlich kritisiert worden war, gute Argumente in der Saisonnachbesprechung, die zwangsläufig eine Vorschau auf das nächste Großereignis sein muss. Denn in nicht ganz elf Monaten sollen die Olympischen Winterspiele in Peking eröffnet werden.

Neid der Welt

2018 in Südkorea konnten nur die Kombinierer ihr Scherflein zur österreichischen Medaillenausbeute beitragen – zweimal Bronze. Für China sieht es deutlich besser aus. Mit Lamparter, Greiderer, Mario Seidl und Rehrl hat Coach Eugen, wenn alles gutgeht, ein Quartett aufzubieten, um das ihn die Kombiniererwelt beneidet. Nicht anders könnte es Widhölzl gehen. Dass die Skispringerinnen olympisch keinen Teambewerb haben und nur von der Normalschanze springen dürfen, ist nicht nur aus österreichischer Sicht ein Skandal und Jammer.

Ebenso ein Jammer ist, dass Teresa Stadlober im Langlauf auf sich selbst und ihr kleines Team gestellt bleibt. In Oberstdorf war die Radstädterin zweimal platzierungsmäßig knapp an der zweiten Medaille einer Österreicherin seit Maria Theurls Bronzenen 1999 bei der Heim-WM in Ramsau dran. Stadlober bleibt immer noch Peking. (Sigi Lützow, 8.3.2021)