Ein Logo gibt es zumindest schon einmal.

Grafik: Brave

Nirgends ist Googles Dominanz größer als bei Suchmaschinen: Weltweit werden mehr als 90 Prozent aller Suchanfragen über die Server des Unternehmens aus dem kalifornischen Mountain View abgewickelt. Zwar gibt es durchaus taugliche Alternativen, deren Verbreitung hält sich aber selbst in Zeiten, in denen das Thema Privatsphäre immer stärker in den Vordergrund gerät, in sehr engen Grenzen. Nun will ein neuer Konkurrent Google Paroli bieten – und die dahinterstehenden Entwickler sind bereit aus einem anderen Softwarefeld bekannt.

Brave Search

Der Browserhersteller Brave will künftig Google mit einer eigenen Suchmaschine Konkurrenz machen. Unter dem Namen Brave Search verspricht man einen kompromisslosen Fokus auf Privatsphäre. Es sollen also ganz die Nutzer im Fokus stehen – und nicht die Werbeindustrie, wie man mit einem Seitenhieb auf Google festhält. Die Finanzierung soll dabei zwar zum Teil ebenfalls über Werbung funktionieren, dies aber komplett ohne Tracking. Selbst die IP-Adressen der Nutzer sollen nicht erfasst werden. Zudem soll es eine Bezahlvariante von Brave Search geben, die komplett ohne Werbung auskommt.

Eigener Index

Eine Suchmaschine ganz ohne Tracking, das versprechen freilich schon andere Anbieter wie Duckduckgo oder auch Qwant. Womit sich Brave Search hingegen wirklich von der Konkurrenz abheben könnte, ist das, was im Hintergrund passiert. Während die meisten Suchmaschinen-Alternativen nur ein alternatives Frontend für Google oder Microsofts Bing sind, will Brave tatsächlich einen komplett eigenen Index aufbauen.

Ein Unterfangen, das nicht gerade trivial ist, weshalb der Softwarehersteller auch nicht bei null beginnen will. Stattdessen hat man die Technologie von Tailcat gekauft, einem Ableger der deutschen Suchmaschine Cliqz. Hinter dieser stand die deutsche Burda-Mediengruppe, die die Entwicklung allerdings im Vorjahr beendete – wegen kommerzieller Erfolglosigkeit.

Qualitätsfragen

Generell ist man sich bei Brave bewusst, dass es kaum möglich sein wird, an die Qualität des Google-Indexes heranzukommen. Immerhin durchsucht Google derzeit faktisch das gesamte Internet in Echtzeit, um sein Datenmaterial zu aktualisieren. Bei den Topergebnissen sollte die Qualität aber sehr ähnlich sein, versichert das Unternehmen. Zudem will man sich mit einzelnen Features abheben, etwa über ein komplexes Filtersystem. So soll es dann etwa gar möglich sein, nur Testberichte von Geräten anzuzeigen, die keine "Affiliate Links" verwenden, bei denen der Seitenbetreiber an den Verkäufen mitnascht.

Ein weiteres Versprechen der Entwickler: Man wolle keine geheimen Methoden oder Algorithmen verwenden. Das Ranking soll transparent erfolgen, um Beeinflussung und Zensur zu verhindern. Dazu will man sich mithilfe der Community auf die Suche nach passenden Ranking-Modellen begeben. Zur Verbesserung der Suchergebnisse will man die Nutzer fragen, ob sie ihre Aktivitäten mit dem Betreiber teilen wollen. Dies allerdings natürlich anonym und auf freiwilliger Basis.

Abwarten

Angesichts dieser Wortwahl darf die folgende Information eigentlich nicht mehr überraschen: Bis die Brave-Suche genutzt werden kann, werden noch einige Monate vergehen. Interessierte können sich aber zumindest schon einmal auf eine Warteliste setzen lassen. Auch im eigenen Browser – der derzeit monatlich bereits von 25 Millionen Usern genutzt wird – will man die Brave-Suche zunächst nicht als Default-Wahl einstellen. Solange die Entwicklung noch so im Fluss ist, sei es besser, sie "nur" als Alternative anzubieten. (apo, 8.3.2021)