Im Jänner wurde "DrWitnesser" von Twitch dauerhaft gesperrt.

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Im Frühjahr 2020 startete Joseph Hennig unter dem Pseudonym "DrWitnesser" seinen Kanal auf Twitch, inspiriert von dem bekannten Streamer "DrDisrespect". Seine Mission war allerdings nicht primär, mit spielerischem Können zu brillieren, sondern eine religiöse Botschaft bei den Mitspielern anzubringen, die ihm in Fortnite und anderen Spielen zufällig zugewiesen wurden.

Hennig gehört der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten an, einer evangelikalen Gruppe, die eine baldige Wiederkehr von Jesus erwartet, die Welt in einem großen Konflikt zwischen diesem und Satan sieht und einen hohen Wert auf Missionierung legt. Andere zur Buße oder gar zum Übertritt zu bewegen verhilft dem Glauben gemäß einem selbst und potenziell auch dem Gegenüber zum Eintritt ins Himmelsreich, wenn nach der Wiederkehr schließlich die Engel die Herrschaft über die Welt übernehmen. Die Mitgliederzahl der Kirche wird weltweit auf rund 25 Millionen geschätzt.

Rund 140.000 Follower konnte der Prediger seitdem gewinnen, teilweise erreichte er während seiner Streams über 500 Zuseher gleichzeitig. Noch stärker wuchs sein Tiktok-Kanal, obwohl er diesen erst später gestartet hatte.

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Twitch warf "DrWitnesser" raus

Doch im Jänner hat die Twitch-Karriere von Hennig ein jähes Ende genommen. Sein Konto war dauerhaft gesperrt worden. Es war nicht das erste Mal, dass Twitch den "Bannhammer" auf ihn niedergehen ließ. Bereits im Juli musste er eine einwöchige Zwangspause einlegen. Er hatte einem Teamkollegen, bei dem es sich aufgrund der Stimme um ein Kind gehandelt haben dürfte, mitgeteilt, dass er aufgrund seines muslimischen Glaubens dazu verurteilt sei, in die Hölle zu kommen. Etwas später folgte eine zweite, einwöchige Sperre, für die ihm nach eigener Angabe kein Grund genannt wurde.

Während der Sperrgrund im Sommer also klar war, wisse er auch nicht, warum Twitch sein Konto vor wenigen Wochen zum dritten Mal und nun komplett stillgelegt hatte, berichtet "Business Insider". Die offizielle Begründung lautete "Hassrede gegen eine Person oder eine Gruppe". Via Twitter droht "DrWitnesser" nun mit rechtlichen Schritten gegen die im Besitz von Amazon stehende Plattform. Zumindest vorläufig ist er nun auf Youtube ausgewichen, wo er bislang rund 15.000 Abonnenten anziehen konnte.

Kurtis Conner

Kritik

Seine Auftritte sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Kritik. Nicht nur seitens Twitch, sondern auch durch andere Videomacher. Diese warfen ihm etwa vor, sich mit seiner Missionierung in Fortnite gezielt an junges und leichter beeinflussbares Publikum zu richten. Insbesondere der Youtuber Kurtis Conner – er hat rund drei Millionen Abonnenten – sticht hervor, der ein eigenes Video über Hennig veröffentlicht hat, das mittlerweile mehr als 1,6 Millionen Aufrufe erzielte.

Ob Hennig seine Ankündigung, Twitch wegen "religiöser Diskriminierung" vor Gericht zu bringen, wahr machen wird, bleibt abzuwarten. Nach eigenen Angaben ist er jedenfalls auf der Suche nach der "richtigen Anwaltskanzlei", um sein Anliegen zu vertreten. (gpi, 8.3.2021)