Viele sind derzeit auf der Suche nach Lösungen für das zum Dauerzustand gewordene Homeoffice.

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Manche sehnen sich auch nach ein wenig Farbe auf den weißen Wänden.

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Die eigenen vier Wände sind seit einem Jahr für mehr da als bloß zum Wohnen. Hier wird gearbeitet, hier werden die Kinder unterrichtet, und hier verbringt man auch den Großteil seiner Freizeit. Das hat den Blick auf das Zuhause verändert – und das Thema Wohnen in den Fokus gerückt.

Die Möbelbranche darf sich freuen. "Das Interesse an Küchen ist stark gestiegen", sagt Georg Emprechtinger, Geschäftsführer und Inhaber des Naturholzmöbel-Herstellers Team 7 mit Sitz im Innviertel und Vorsitzender der österreichischen Möbelindustrie. Als der Stammwirt mit dem ersten Lockdown zusperren musste, haben viele begonnen, zu kochen. Auch das Qualitätsbewusstsein habe durch die Pandemie zugenommen, sagt der Team-7-Chef. So sei es vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern wichtiger geworden, wo die Küche herkommt und welches Material dafür verwendet wurde.

Esstisch als Mittelpunkt

Die Rolle der Küchen in der Pandemie bemerken auch Innenarchitektinnen. Bei Ines Schmitzer, Chefin des Wiener Innenarchitekturbüros "Die Raumgestalterei", gab es sogar Änderungen bei laufenden Projekten. "Ein Pärchen wollte seine Küche komplett reduzieren, weil sie eh nur auswärts aßen", erzählt sie. Doch dann kam Corona: "Kurz vor der Ausführung beschlossen die beiden, dass es doch mehr als zwei Kochplatten sein sollen und sie einen größer dimensionierten Kühlschrank brauchen."

Die Innenarchitektin Ulrike Nachbargauer, Geschäftsführerin des Büros "Una plant", bemerkt bei ihren Kundinnen und Kunden auch die Tendenz, die zuletzt sehr modernen offenen Wohnküchen zu hinterfragen. Stattdessen werde die Küche mit dem Esstisch als Treffpunkt für die Familie ins Zentrum des Wohnens gerückt, das Wohnzimmer wird zum davon getrennten Raum. Das sei ein Trend, der sich schon vor Corona abgezeichnet hat.

Platz fürs Arbeiten

Noch ein ganz großes Thema: Manche sitzen seit gut einem Jahr im Homeoffice. Wie man die Büroarbeit neben dem Wohnalltag hinkriegt, ist nicht zuletzt auch eine Frage des Platzes, der zur Verfügung steht.

Bei Team 7 bemerkte man mit dem ersten Lockdown rasch eine verstärkte Nachfrage nach Homeoffice-Lösungen – wobei beim Möbelhersteller der Begriff "Wohnoffice" bevorzugt wird, den man sich auch markenrechtlich hat schützen lassen. Wichtig sei, bei der Planung vorab genau zu überlegen, welche Anforderungen an einen Heimarbeitsplatz gestellt werden, wie oft er genutzt wird und wie viel Platz notwendig ist. "Schließlich geht es ja nicht nur darum, den Laptop irgendwo hinzustellen, sondern auch darum, Freude daran zu haben", so Emprechtinger.

Richtiger Arbeitsplatz

Das Thema Homeoffice beschäftigt auch Innenarchitektin Nachbargauer. Viele würden sich einen richtigen Arbeitsplatz wünschen, "nicht nur ein kleines Beistelltischerl". Das ist in kleinen Wohnungen oft eine Herausforderung. Eine Lösung liege am Ende zum Beispiel darin, den Arbeitstisch in ein Regalsystem zu integrieren. So könne man auch Mappen und Zettel leichter verstauen und Ordnung schaffen. Ines Schmitzer arbeitet auch mit Raumtrennern wie Bücherregalen oder Vorhängen, um einen eigenen Arbeitsbereich zu schaffen.

Manche greifen auch zu flexiblen, multifunktionalen Möbeln. Team-7-Chef Emprechtinger berichtet beispielsweise von höhenverstellbaren Schreibtischen, Sekretären und mobilen Couchtischen, die zum Arbeitstisch werden – "und pünktlich zum Fernsehabend wieder am Sofa nutzbar sind".

Mehr Farbe

Innenarchitektin Ines Schmitzer bekommt derzeit viele Anfragen von Menschen, die nach Jahren in ihrem Zuhause der Veränderungswille packt: "Wir haben Kunden, die sagen, wir wollen endlich schöne Lampen, weil wir seit Jahren mit den Glühbirnen wohnen."

Manche machen sich Gedanken zum Grundriss und wollen einen zusätzlichen Raum schaffen. Schmitzer bemerkt außerdem, dass viele sich nach Farbe in der Wohnung sehnen, weil sie von ihren weißen Wänden genug haben. Auch Farbberatungen sind gefragt.

Vielleicht auch, um die Zeit zu überbrücken, bis man für den richtigen Tapetenwechsel wieder in den Urlaub fahren kann. (Franziska Zoidl, 21.3.2021)