Der große Albrecht Dürer sorgte seinerzeit für Furore, als er in geselliger Runde daheim eine Holzkohle aus dem Kamin nahm, damit auf der Wand mit freier Hand einen Kreis zeichnete und einen Punkt in die Mitte setzte. Beim Nachkontrollieren der Freunde ergab sich: Der Kreis war makellos. Und nun dies. 500 Jahre später. Ein spanischer Meister der sauberen Linie: Perfekte Kreise könnte man auch mit dem Formentor ziehen, legte man es darauf an, so präzise und punktgenau fährt er sich.

Der Formentor ist ein Hingucker, in der scharfen FR-Version kleidet ihn die Mattlackierung besonders gut.
Foto: Stockinger

Dabei sieht die Zeichnung, das Design aus wie mit dem Hackebeil geschnitzt, wie derzeit bei diversen Fernostherstellern üblich, nur, erstaunlich: Jeder Beilhieb hat gesessen, das erste völlig eigenständige Cupra-Modell sieht richtig gut aus. Wenn man so will: ein prachtvoller Holzschnitt – markant koloriert. Mit vielen Kupferakzenten, aber nicht abgekupfert: Dem Formentor wird niemand vorwerfen wollen, er ahme irgendwen nach. Der sucht einen eigenen Weg, findet ihn auch.

Foto: Stockinger

Die Herkunft von der Performance-Marke verkörpert die Topversion VZ am deutlichsten, und da stolpern wir erneut über die Farbgebung: Petrolblau steht ihm besonders gut. Tolle Couleur, hebt Konturen und Details weiter hervor, das findet innen seinen Niederschlag vom Armaturen-Querträger über die Ledersitze bis hin zu den Fußmatten.

Augentäuschung

Foto: Stockinger

Am Volant hat man die Ahnung einer wohlgeformten, langgestreckten Motorhaube – Letzteres ein Trompe-l’œil, tatsächlich ist die gar nicht so lang, ist der Formentor mit 4,45 m nur eine Spanne länger als ein Golf. Was aber fehlt bei einem so vorwärtsorientierten Fahrzeug, bei dem man den Blick tunlichst auf der Straße, im Verkehrsgeschehen lässt, ist ein Head-up-Display. Gibt’s derzeit weder bei Seat noch bei Cupra und wird erstmals mit dem Elektromobil Cupra Born auftauchen.

Die Maschine im VZ ist keine Unbekannte, sie versieht ihren Dienst etwa im Audi S3 (im Cupra Ateca hat sie 300 PS) und kann alles von kultiviert bis Krawall. Im Cupra-Modus, porschemäßig im Lenkrad anwählbar, grollt sie wie ein Löwe, obwohl das gar kein León ist. Nur leider: Der Klang ist synthetisch. Immerhin, unter den peinlichen Klangbildern dieser Art ein unpeinliches.

Foto: Stockinger

Im Cupra-Modus ist der Formentor grundsätzlich auf scharf gestellt: die Gaspedalannahme auf spontaner, das Schalttempo (7-Gang-DSG) auf zackiger, das Fahrwerk auf straffer, die Lenkung auf direkter. Und die G-Punkt-Anzeige verrät via wandernden Punkt den jeweiligen Massenerregungszustand, errechnet auf Basis von Quer- und sonstiger Beschleunigung. Im Normalverkehrsalltag werden die Formentores ihr Fahrzeug aber wohl in der durchaus komfortablen Grundeinstellung ohne wüst zerrende G-Kräfte bewegen.

Mehr oder wenig rein elektrisch

Grafik: Der Standard

Der Wagen dürfte generell ein Treffer sein, die Nachfrage ist laut Importeur "vielversprechend" – schön, wenn man begehrt ist –, und es muss ja nicht gleich das starke, sündteure Stück sein. Mit der Einstiegsversion, jener mit 1,5-Liter-Vierzylinder, 150 PS und Frontantrieb, kommt man statt auf über 50.000 Euro auf 33.000 plus, das ist gleich eine ganz andere Liga.

Weil Cupra die Elektrifizierung vorantreibt – schließlich ist man ja auf dem Weg zur mehr oder weniger reinen E-Marke –, gesellen sich ab sofort zwei Plug-in-Hybride hinzu. Die Version mit 150 kW (204 PS) kostet ab 40.990 €, die mit 180 kW (245 PS) ab 45.990. Mit dem Schwächeren der beiden geht die elektrische Reise 58 km weit, mit dem stärkeren 54. Ein 150-PS-Diesel folgt Ende April.

Den Formentor hab ich ungern retourniert. Prima Auto. Und jetzt geh ich Kreise zeichnen üben. (Andreas Stockinger, 16.03.2021)