Bild nicht mehr verfügbar.

Joan Laporta ist wieder der Boss der Katalanen.

Foto: AP/Joan Monfort

Barcelona/Madrid – Joan Laporta kehrt als Präsident an die Spitze des FC Barcelona zurück. Der 58-Jährige erzielte am Sonntagabend bei der klubinternen Wahl 54,28 Prozent der Stimmen. Die unterlegenen Victor Font (29,99 Prozent) und Toni Freixa (8,58 Prozent) lagen weit zurück. Der Rechtsanwalt und Politiker hatte im Wahlkampf unter anderem versprochen, Lionel Messi zum Bleiben zu bewegen. Laporta war bereits von 2003 bis 2010 Barca-Präsident.

In diese Zeit fielen zwei Champions-League-Titel und die Trainerbestellung von Josep Guardiola. Der 58-jährige Laporta tritt die Nachfolge von Josep Maria Bartomeu an, der im Oktober sein Amt niederlegte, um einem Misstrauensvotum von Mitgliedern zuvorzukommen. Diese wandten sich gegen ihn, nachdem Messi im August versucht hatte, den Verein zu verlassen, und die Mannschaft in der Champions League gegen Bayern München mit 2:8 untergegangen war. Messi war einer von mehreren Spielern, die einen Tag nach dem 2:0-Sieg in Osasuna an der Wahl teilnahmen.

Treffen mit Alaba-Berater

Laportas Sieg könnte auch Auswirkungen auf die Zukunft von David Alaba haben. Wie die Zeitung "As" berichtete, traf sich der neue Barca-Chef bereits in der Vorwoche mit Alaba-Berater Pini Zahavi. Bei der Unterredung soll Laporta angekündigt haben, dem ÖFB-Star ein konkretes Angebot vorzulegen, sobald er die Wahl gewonnen habe. Alaba kann die Bayern im Sommer ablösefrei verlassen. Interesse bekundet hat allerdings auch Real Madrid.

Unterdessen teilte der FC Barcelona mit, 51.765 von 109.531 Mitgliedern hätten an der Abstimmung teilgenommen, die aufgrund von Corona-Beschränkungen in Katalonien von Jänner auf März verschoben worden war. 30.184 stimmten für Laporta, der in einer kurzen Rede sagte: "Vor zwanzig Jahren gab ein kleiner Bub namens Leo Messi sein Debüt in der Jugendmannschaft von Barca. Zu sehen, dass der beste Spieler der Welt heute zur Abstimmung kommt, ist ein klares Zeichen dafür, was wir immer wieder sagen: Leo liebt Barca. Der beste Spieler der Welt liebt Barca, und ich hoffe, das ist ein Zeichen dafür, dass er in Barcelona bleiben wird, was wir alle wollen."

Enorme Schulden

Laporta übernimmt einen Klub mit enormen finanziellen Problemen, unter anderem weil die Pandemie Einnahmen aus dem Ticketverkauf verhindert und das Merchandising-Einkommen stark beeinträchtigt. Zuletzt wies Barca eine Bruttoverschuldung von mehr als 1,4 Milliarden Euro und eine Nettoverschuldung von 488 Millionen Euro auf. Der Verein stimmte im vergangenen Jahr einer vorübergehenden Kürzung der Spielergehälter zu, während er die Zahlungen an die Spieler im Dezember verzögern musste.

Auf dem Platz sah es zuletzt jedoch gut aus: Unter dem niederländischen Coach Ronald Koemans gewann die Mannschaft 13 ihrer letzten 16 Ligaspiele und erreichte das Finale der Copa del Rey. Laportas erstes Match in seiner zweiten Amtszeit ist das Rückspiel im Achtelfinale der Champions League am Mittwoch bei Paris St. Germain. Das Hinspiel in Barcelona war 1:4 verloren gegangen.

Razzia

Bei den Klubwahlen 2015 war er Bartomeu klar unterlegen. Bartomeu wurde am vergangenen Montag von der Polizei festgenommen. Die Vorwürfe lauten auf unangemessenes Management und Korruption. Im Zuge einer Razzia wurden auch die Camp-Nou-Büros des Klubs durchsucht. Bartomeu kommentierte seine Verhaftung nicht und machte von seinem Recht Gebrauch, vor Gericht keine Erklärung abzugeben.

Laporta hatte sich in den vergangenen Jahren auch als Politiker einer kleinen nationalistischen Partei engagiert und dabei als Abgeordneter des Regionalparlaments die Idee eines eigenständigen katalanischen Staates vorangetrieben. Aus wirtschaftlichen Gründen und zur Bewahrung der "Würde", wie er einmal in einem APA-Gespräch verriet. "Spanien erstickt uns", sagte er in dem 2014 geführten Interview. (APA, Reuters, EFE, 8.3.2021)