Darstellung des Quasars P172+18 und seiner Radiojets. Quasare sind aktive Galaxienkerne mit gigantischen Schwarzen Löchern im Zentrum.
Illustration: Eso/M. Kornmesser

Ein internationales Forscherteam hat die bisher fernste Radioquelle entdeckt. Es handelt sich um einen sogenannten radiolauten Quasar aus einer Zeit, in der das Universum gerade einmal 780 Millionen Jahre alt war, wie das Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) am Montag mitteilte. Damit ermöglicht der Quasar einen Blick in die Frühzeit des Universums, das vor 13,8 Milliarden Jahren entstand.

Die Forscher berichteten über die Entdeckung in der Fachzeitschrift "The Astrophysical Journal". Quasare sind die leuchtstarken Zentren von Galaxien, die von supermassereichen Schwarzen Löchern angetrieben werden und aktiv Materie ansammeln. Obwohl sie bereits 1963 durch die Messung von Radiowellen entdeckt wurden, sind nur zehn Prozent der bisher bekannten Quasare radiolaut – das heißt, sie leuchten bei Radiofrequenzen besonders hell.

300 Millionen Sonnenmassen

Astronomen rätseln, wie dieser geringe Anteil zu erklären ist und ob er auch für die frühesten kosmischen Epochen gilt. Mithilfe verschiedener Teleskope entdeckten Forscher vom MPIA und der Europäischen Südsternwarte Eso nun den am weitesten entfernten bekannten radiohellen Quasar, der die Bezeichnung P172+18 trägt.

Dieser Quasar ist eines der am schnellsten wachsenden supermassereichen Schwarzen Löcher und strahlt etwa 580-mal so viel Energie aus wie unsere gesamte Milchstraße. P172+18 wird von einem schwarzen Loch angetrieben, das die 300-millionenfache Masse unserer Sonne hat und Gas in atemberaubender Geschwindigkeit vertilgt.

"Das schwarze Loch nimmt sehr schnell Materie auf und wächst in seiner Masse mit einer der höchsten jemals beobachteten Raten", sagte die Astronomin Chiara Mazzucchelli von der Eso. Sie leitete das internationale Forscherteam gemeinsam mit Eduardo Bañados vom MPIA. "Ich finde es sehr aufregend, zum ersten Mal neue Schwarze Löcher zu entdecken und einen weiteren Baustein zu liefern, um zu verstehen, wie das ursprüngliche Universum entstanden ist", erklärte Mazzucchelli.

Aufschlussreiches Licht

Ferne radiolaute Quasare seien für die Untersuchung der Entstehung und Entwicklung von massereichen Galaxien und Schwarzen Löchern im frühen Universum von zentraler Bedeutung, sagte Bañados. "Die Beobachtungen sind nicht nur dazu da, Entfernungsrekorde zu brechen. Sie dienen auch als Leuchtfeuer, um Material zu untersuchen, das zwischen der Erde und den Quasaren liegt".

Da Gas seinen "Fingerabdruck" im Spektrum der Quasare hinterlässt, können die Astronomen das Muster nutzen, um die Gasdichte und die Verteilung im frühen Universum zu bestimmen. (red, APA, 8.3.2021)