Nach einigen Tagen Wartezeit wurde nun doch eine "brasilianische" Virusmutante in Österreich bestätigt. Allerdings geht es um die Variante P.2.

APA/ROLAND SCHLAGER

Am Montag wurde erstmals in Österreich per Ganzgenomsequenzierung eine Infektion mit einer brasilianischen Virusvariante bestätigt – allerdings nicht mit der Variante P.1 aus Manaus, sondern mit der vermutlich etwas "harmloseren" Variante P.2.

Es handelt sich um jenen Verdachtsfall in Salzburg, der vor rund zwei Wochen öffentlich wurde. Die verdächtige Probe, die im Salzburger Labor Medilab analysiert worden war, wurde aber bereits am 17. Februar zur Sequenzierung an die Ages weitergeleitet, wie Hans Georg Mustafa von Medilab dem STANDARD sagte.

Unterschiede zwischen P.1 und P.2

Bei P.2 handelt es sich nicht um jene Variante P.1, die in der brasilianischen Millionenstadt Manaus zirkuliert, die ansteckender und gefährlicher ist sowie für zahllose Reinfektionen und Todesfälle sorgte. P.2 entstand unabhängig von P.1 in Rio de Janeiro und weist – so wie die "südafrikanische" Mutante B.1.351 – die Mutation E484K auf, die Immunantworten schwächt. Die Mutationen N501Y, die für höhere Infektiosität sorgt, sowie K417T fehlen ihr aber.

Der Salzburger Fall selbst ist nach Angaben des Landes gut eingegrenzt. Weitere Verdachtsfälle seien bisher nicht aufgetreten. Allerdings bestätigt Mustafa, dass zumindest eine weitere Probe einer Kontaktperson des Betroffenen in Salzburg ähnliche mutationsspezifische Merkmale beim PCR-Test aufgewiesen habe. Weitere Cluster mit dieser brasilianischen Mutante darüber hinaus seien vorerst aber nicht bekannt.

Immunvermeidung durch E484K

Wo sich der Salzburger angesteckt hat, konnte vorerst nicht geklärt werden. "Er war weder im Urlaub noch sonst auswärts unterwegs", sagte Franz Wieser, der Sprecher des Landes Salzburg. Mustafa bestätigt, dass es sich bei P.2 um eine Virusmutante handle, "bei der potenziell eine Immunevasion besteht". Das bedeutet: "Die Wirkung der Neutralisierung der Antikörper wird abgeschwächt."

Die Virusvariante entkommt also vor allem dank E484K tendenziell dem Immunsystem und schwächt die Wirkung von Impfungen und Antikörpergaben. Personen, die eine Corona-Erkrankung bereits durchgemacht haben, könnten möglicherweise ein zweites Mal erkranken, so Mustafa. Geklärt werden müsse zudem noch, wie wirksam die aktuellen Impfstoffe auf diese Virusvariante sind.

Für die noch fiesere Variante P.1 zeigte kürzlich eine Studie, dass diese durch die angesammelten 17 genetischen Veränderungen um den Faktor 1,4 bis 2,2 infektiöser ist als die bisherige Normalvariante. P.1 weist aber noch eine weitere besorgniserregende Eigenschaft auf: So dürfte diese Variante bei 25 bis 61 Prozent der Genesenen in Manaus zu einer erneuten Infektion geführt haben. Wie hoch dieser Prozentsatz bei P.2 sein könnte, ist noch unklar.

Keine Bestätigung – letztlich doch

Im Rückblick bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang eine Aussage von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einer Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag. Auf eine Frage des STANDARD, ob das Ergebnis des brasilianischen Verdachtsfalls bereits vorliege, sagte Anschober: "Nach meinem Wissensstand haben wir keine Bestätigung, was Salzburg betrifft, sondern ein Auflösen dieses Verdachts." Alle Verdachtsfälle seien aber "noch nicht aufgeklärt". (David Krutzler, Klaus Taschwer, 8.3.2021)