Aufgrund des Todesfalls wurden vorsorglich 37.000 Dosen des Impfstoffs von Astra Zeneca mit der Chargennummer ABV 5300 aus dem Verkehr gezogen.

APA / EPA / Fasani

Am Wochenende herrschte Aufregung um den Tod einer Krankenpflegerin, die mehr als zehn Tage zuvor eine Covid-19-Impfung erhalten hatte. Es handelt sich um eine 49-jährige Frau, die am Landesklinikum Zwettl arbeitete. Am letzten Februar-Wochenende wurde sie von einer Intensivstation des AKH Wien übernommen, ehe sie einen Tag später an einer Gerinnungsstörung verstarb.

Frage: Was ist in diesem tragischen Fall der aktuelle Stand der Ermittlungen?

Antwort: Laut Auskunft des AKH laufen Untersuchungen. Aber noch gibt es keinen Nachweis für einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Todesfall und der Impfung. Aufgrund der zeitlichen Nähe findet aber eine Obduktion statt, um die Todesursache aufzuklären. Genaue Ergebnisse sollen in rund zehn Tagen vorliegen. Der Tod der Krankenpflegerin wird keine strafrechtlichen Konsequenzen nach sich ziehen. Die Staatsanwaltschaft Krems will kein Verfahren einleiten.

Frage: Am Wochenende wurde noch ein weiterer Fall in Zwettl bekannt. Gibt es hier Zusammenhänge?

Antwort: Auf den ersten Blick ja. In dem Fall handelt es sich um eine 35-jährige Kollegin ebenfalls vom Landesklinikum Zwettl, die eine Lungenembolie entwickelte. Sie wird stationär auf der internen Abteilung des Krankenhauses behandelt und befindet sich auf dem Weg der Besserung.

Frage: Wurden aus diesen Verdachtsfällen Konsequenzen gezogen?

Antwort: Ja. Als Vorsichtsmaßnahme wurde die betroffene Charge mit der Nummer ABV 5300 vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) aus dem Verkehr gezogen. Dabei handelt es sich um 6.000 Impfdosen. Termine, die wegen dieses Impfstopps abgesagt werden müssen, sollen sobald wie möglich nachgeholt werden. Insgesamt wurden von dieser Charge laut BASG rund 37.000 Dosen bereits verimpft. Es liegen keine weiteren schweren Nebenwirkungsmeldungen dieser Art, die diese Charge betreffen, vor.

Frage: Wie wahrscheinlich ist ein Zusammenhang zwischen der Impfung und den beiden schweren Erkrankungsfällen?

Antwort: Das lässt sich noch nicht sicher sagen. Statistisch betrachtet scheint ein solcher Zusammenhang aber sehr unwahrscheinlich. Fest steht nämlich zum einen, dass bereits weit mehr als zehn Millionen Dosen von AZD1222 vor allem in Großbritannien verimpft worden sind, ohne dass ähnliche Fälle gemeldet worden wären. Zum anderen zählen Gerinnungsstörungen nicht zu den bekannten Nebenwirkungen dieses Vakzins.

Frage: Aus den USA ist ein seltener tödlicher Fall von sogenannter idiopathischer thrombozytopenischer Purpura (ITP) nach einer Impfung mit dem Vakzin von Biotech/Pfizer bekannt geworden. Könnte es sich darum handeln?

Antwort: Auch das lässt sich noch nicht sagen, und im US-amerikanischen Fall konnte ebenfalls kein eindeutiger kausaler Zusammenhang hergestellt werden, obwohl dieser möglich ist und in sehr raren Fällen bei Impfungen auftritt. Bei dieser Autoimmunerkrankung handelt es sich um eine Verringerung der Thrombozyten im Blut, die zu einer Blutgerinnungsstörung führen. Der betroffene Arzt in Florida, ein Impfbefürworter, starb schließlich an einem Schlaganfall. Auslöser dieser extrem selten auftretenden Autoimmunerkrankung können Vireninfektionen (etwa Masern, aber eben auch Covid-19) sein und in noch selteneren Fällen Impfungen dagegen. Insgesamt ist die Heilungsrate mit 70 bis 80 Prozent relativ gut. Wegen der hohen Selbstheilungsrate ist allerdings ein direkter Zusammenhang mit der Therapie schwer nachweisbar.

Frage: Was weiß man von anderen Todesfällen, die bisher in zeitlicher Nähe zu Covid-19-Impfungen auftraten?

Antwort: Solche Fälle wurden aus mehreren Ländern gemeldet. In so gut wie allen Todesfällen konnte letztlich kein eindeutiger Zusammenhang mit der Impfung festgestellt werden. In den meisten Todesfällen handelte es sich um alte und sehr gebrechliche Patienten.

Frage: Wie sehr unterscheidet sich der Impfstoff von Astra Zeneca in den Nebenwirkungen von den anderen Impfstoffen?

Antwort: Insgesamt nur relativ wenig. Leichte Nebenwirkungen treten bei allen drei Vakzinen auf. Der Eindruck, dass jene von AZD1222 stärker sind, dürfte vor allem zwei Faktoren geschuldet sein: Zum einen wurde dieser Impfstoff bisher vor allem an Personen unter 65 Jahren verimpft. Und bei den Jüngeren sind die Nebenwirkungen bei allen Vakzinen im Schnitt etwas stärker als bei den Älteren. Zum anderen zeigen sich bei AZD1222 Nebenwirkungen stärker beim ersten Stich, während bei den beiden mRNA-Impfstoffen die Nebenwirkungen beim zweiten Stich, dem sogenannten "Booster", stärker sind. (Klaus Taschwer, 9.3.2021)

Anm. der Red.: Der Text wurde um 22:00 um eine Frage und eine Antwort zur idiopathischen thrombozytopenischen Purpura ergänzt.