40 Menschen in Österreich sind im Jahr 2019 ertrunken – viele davon in Badeseen und Schwimmbädern. In Deutschland waren es im gleichen Zeitraum mehr als 400. Hunderte Tote, von denen viele hätten verhindert werden können, ist man am deutschen Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) überzeugt. Die Forschungseinrichtung hat kürzlich einen Prototyp eines vollautonomen Unterwasserroboters vorgestellt, der Ertrinkende binnen kürzester Zeit an rettende Ufer bringen kann.

In Hallenbädern soll dafür eine Kamera an der Decke angebracht werden, die regungslose, anscheinend ertrinkende Personen anhand ihrer Körperhaltung, Bewegungsmuster und Positionen erkennt und die passenden Koordinaten an einen in der Schwimmbadbeckenwand verstauten Roboter sendet.

Noch ein Prototyp, schon bald vielleicht der Mitch Buchannon deutscher Seen, ganz ohne rote Badehose und rote Rettungsboje.
Foto: Fraunhofer IOSB-AST

Eine Fixiervorrichtung verhindert ein Abrutschen des regungslosen Körpers beim sekundenschnellen Aufstieg an die Wasseroberfläche. "Es gibt typische Körperpositionen, an denen man erkennt, dass sich jemand in Gefahr befindet", sagt der federführende Informatiker Helge Renkewitz. Etwas schwieriger gestalte sich die Situation freilich in trüben Gewässern wie Seen. Auch dort ließe sich aber mit an Werbeballons oder Drohnen befestigten Kameras eine Identifizierung gefährdeter Personen umsetzen.

Beim Test im Hufeisensee überzeugte der Prototyp.
Foto: S.Thomas (Wasserwacht Halle)

Echo statt Optik

Die Ortung unter Wasser erfolgt dann mittels akustischer statt optischer Signale. Mithilfe des Echos der Schallwellen ließen sich in erfolgreichen Tests etwa Lage und Ausrichtung von Personen so exakt bestimmen, dass der Roboter einen 80 Kilogramm schweren Dummy autonom ansteuerte und insgesamt binnen zweier Minuten ans Ufer bringen konnte. Gerade bei Sauerstoffmangel kann jede Sekunde zählen.

Künftig soll der Unterwasserroboter einem solchen Rochen ähneln.
Foto: prefontal cortex und a.muse

Der aktuelle Prototyp misst 90 mal 50 mal 50 Zentimeter. Man strebe aber an, das System zu verkleinern und verschiedene Versionen für Einsätze in Bädern und Seen zu optimieren. Handelt es sich beim aktuellen Fahrzeug noch um einen umgebauten Roboter, so sollen künftige Versionen das stromlinienförmige Design eines Rochen haben und mitunter auch weitere Aufgaben übernehmen. So geht Renkewitz etwa davon aus, dass der Tauchroboter bei Offshore- und Staumauerinspektionen zum Einsatz kommen könnte – auch archäologische Funde oder die Gesundheit von Fischfarmen sollen künftig untersucht werden. (faso, 10.3.2021)