Wie dunkel wird wohl die Haut des Babys sein? Mit Bedenken dazu wurde Prinz Harry konfrontiert, weil er sich eine nichtweiße Partnerin ausgesucht hatte. Zwar soll die "Sorge" explizit nicht von der Queen oder ihrem Mann, Prinz Philip, ausgesprochen worden sein, und auch nicht während Meghans Schwangerschaft, sondern als das Paar gerade erst zusammengekommen war. Doch dass solche Äußerungen überhaupt noch fallen, zeigt: Rassismus macht selbst vor Königshäusern nicht halt.

Aus dem Buckingham Palace kam bisher keine Reaktion auf das Interview von Harry und Meghan.
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Wirklich überraschend ist das in Wahrheit allerdings nicht. Die Gleichheit aller Menschen lässt sich schwer anerkennen, wenn man aus einer Familie kommt, die glaubt, sie regiere von "Gottes Gnaden". Das britische Königshaus baut mit dem Fokus auf Vererbung und Blutlinie auf einem rassistischen System auf. Und Kolonialismus und Sklavenhandel sind aus der Geschichte der Royals nicht wegzudenken.

Queen Elizabeth I war wesentlich daran beteiligt, den britischen Sklavenhandel aufzubauen, im 18. Jahrhundert galt Liverpool als der größte Sklavenhafen der Welt. Die Ausbeutung Schwarzer trug zum Wohlstand und Reichtum der Engländerinnen und Engländer enorm bei. Auch das Königshaus profitierte. Auch nach Abschaffung der Sklaverei inszenierten sich Mitglieder des Königshauses auf ihren Reisen in die britischen Commonwealth-Staaten als klassische White Saviors, die den angeblich weniger entwickelten Völkern Wissen, Fortschritt und Aufmerksamkeit schenken.

Prinz Philip fiel immer wieder mit rassistischen Äußerungen auf. Britische Austauschstudenten warnte er 1986 davor, nicht zu lange in China zu bleiben, weil sie sonst "Schlitzaugen" bekämen. Im Jahr 2002 fragte er australische Aborigines, ob sie "immer noch mit Speeren werfen". 2003 bemerkte er gegenüber dem nigerianischen Präsidenten, dieser sehe aus, als sei er "bereit fürs Bett", weil er traditionelle, lange Kleidung trug. Rassistische Strukturen verschwinden nicht von heute auf morgen, vor allem nicht, wenn man Vorwürfe immer wieder unter den Teppich kehrt und sich mit der Vergangenheit nicht auseinandersetzt.

Wut und Empörung bleiben natürlich trotzdem angebracht, sowohl in Bezug auf die Geschichte des britischen Königshauses als auch auf die neuen Vorwürfe. Die weitverbreitete Überraschung über Rassismus unter den Royals zeigt aber, wie sehr Monarchien immer noch als makellose Märchen verklärt werden. Wer jetzt erst aus dieser Traumvorstellung erwacht ist, ist spät dran. (Noura Maan, 9.3.2021)