Offene Skipisten wie jene am Stuhleck in Spital am Semmering sorgen nach wie vor für heftige Diskussionen.

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Die Bilder von Menschenmassen, die Skigebiete wie jene am Semmering oder am Hintertuxer Gletscher überrollen, sind noch allzu gut im Gedächtnis und stehen symptomatisch für eine Corona-Politik, die für nicht wenige vor allem eines ist: paradox. Rein in die enge Gondel, während weitläufige Museen nicht aufsperren durften. Virenlogik made in Tirol, dekretiert durch die Bundesregierung in Wien. Oder so.

"Man darf nicht unterschätzen, wie groß die Symbolkraft vom Skifahren ist", sagt der Epidemiologe Gerald Gartlehner in der Reportage Im Fokus: Pistenzauber trifft Pandemie, die ATV am Mittwoch um 22.20 Uhr zeigt. Sie widmet sich dem schmalen Grat zwischen physischer, psychischer und wirtschaftlicher Gesundheit und zeigt auch, wie alles zusammenhängt.

Akzeptanzprobleme

Dass die Pisten öffnen durften, war für viele ein Widerspruch zu den sonstigen Maßnahmen, sagt Epidemiologe Gartlehner. Darunter hätte die Akzeptanz gelitten. Andererseits ist der Wintertourismus ein enormer Wirtschaftsfaktor. Einen Umsatzverlust von 14 Milliarden Euro oder mehr prognostiziert der Wirtschaftsforscher Oliver Fritz.

ATV kontrastiert die offenen Skilifte mit dem seit Monaten stillstehenden Kulturbetrieb. "Man hat das Gefühl, Österreich wird von Skiliften regiert", sagt Schauspieler Christian Dolezal, und Ex-Skirennläuferin Nicola Werdenigg sieht Skigebiete als "Pullfaktoren" für unkontrollierten Schattentourismus. Die Kritik aus Deutschland ist massiv. Vor allem an Tirol. Aber wie bringt es ein Bergbahnenchef so schön auf den Punkt: "Das Image ist nicht das beste, aber ich glaube, man vergisst sehr schnell wieder." (Oliver Mark, 10.3.2021)