St. Pöltens Hoffnungen ruhen auf Mateja Zver. Die 32-jährige slowenische Mittelfeldspielerin traf im Hinspiel in Schweden doppelt.

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SKN-Präsident Wilfried Schmaus rechnet aus, was der Erfolg kostet.

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Ticker: St. Pölten vs. Rosengaard, Mi. ab 20.30 Uhr

"Es ist das größte Spiel der Vereinsgeschichte, ganz einfach." Wilfried Schmaus bringt diesen Satz bemerkenswert unaufgeregt über die Lippen. Eine gewisse Euphorie ist ihm nicht fremd, zuerst rechnet er die Dinge aber lieber nüchtern herunter. Schmaus ist Präsident des Frauenfußballteams des SKN St. Pölten, das am Mittwoch im Achtelfinalrückspiel der Women’s Champions League den FC Rosengaard empfängt (20.30 Uhr, live ORF Sport Plus). Im Hinspiel gab es ein überraschendes 2:2 gegen den schwedischen Rekordmeister.

Ein Minusgeschäft

"Es ist ein Privileg, dass wir Fußball spielen dürfen", sagt Schmaus. Eine Euphorie ohne Zuschauer zu entfachen bleibt die Herausforderung. St. Pöltens Frauen haben in der laufenden Saison bereits vier Champions-League-Heimspiele vor leeren Rängen ausgetragen, "da entgeht uns eine sechsstellige Summe an Einnahmen. Insgesamt ist die Königsklasse aufgrund der Reisekosten ein Minusgeschäft. Im Männerbewerb wäre das unvorstellbar." In der Vergangenheit kamen im Europacup im Schnitt zweitausend Fans. Sollte der Aufstieg gelingen, wäre St. Pölten nach Neulengbach (2013/14) das zweite Team, das ins Viertelfinale einzieht.

Die sportliche Basis im Verein passt. Die Kooperation mit den Herren des SKN St. Pölten läuft rund, man teilt sich die gute Infrastruktur, viele Dinge wie etwa Sponsorensuche fallen leichter. 14 Spielerinnen sind angemeldet und sozialversichert, gelten als Profis mit kollektivvertraglichem Mindestlohn. "Uns helfen auch kleine Dinge. Bei Champions-League-Spielen muss ich mich nicht darum kümmern, ob die Rettung oder der Greenkeeper da sind oder ob das Flutlicht aufgedreht ist", sagt Schmaus.

Dass der österreichische Frauenfußball durch Corona gebremst wurde, will Jasmin Eder im Profibereich nicht bestätigen, im Gegenteil: Das Standing sei besser. "Dass wir als Spitzensportlerinnen anerkannt werden und die Meisterschaft austragen dürfen, wäre vor Jahren noch kein Thema gewesen. Die Entwicklung stimmt, da gehören wir hin", sagt die 27-jährige ÖFB-Teamspielerin. Eder freut sich auf "ein richtig großes Spiel" und vertraut auf die spielerische Qualität ihrer Teamkollegin Mateja Zver. Die Slowenin erzielte beide Tore gegen Rosengard im Hinspiel in Malmö. "Sie ist unglaublich gut. Wenn sie so weitermacht, wird sie wohl nicht mehr lange zu halten sein."

Budgetär können die Niederösterreicherinnen, fünffacher Meister und siebenfacher Cupsieger, mit der Spitze Europas freilich nicht mithalten. Topvereine wie Wolfsburg oder Bayern haben zwei bis drei Millionen Euro Budget. Lyon, in den vergangenen 14 Jahren ununterbrochen Meister in Frankreich, hat mit acht Millionen Euro so viel Budget wie der gesamte St. Pöltener Bundesligaverein (Männer und Frauen). Es tut sich aber etwas im österreichischen Frauenfußball, sowohl national als auch im ÖFB-Team. Seit der EM 2017 gab es in Bewerbsspielen nur Niederlagen gegen Topnationen – gegen Spanien in der verpassten WM-Qualifikation (trotz Platz zwei) und in der historisch erfolgreichen EM-Qualifikation (ÖFB-Rekord mit 19 Punkte, plus 19 Tore) gegen Frankreich. Teamchefin Irene Fuhrmann hat mittlerweile eine zweite Assistentin , bei den Reisen in Corona-Zeiten kam sogar ein eigener Koch dazu.

Sowohl Schmaus als auch Eder freuen sich darüber, dass der LASK nach der Austria, Sturm, St. Pölten und Altach als fünftes Bundesligateam eine Frauenmannschaft aus der Taufe gehoben hat. "Ein positives Signal", sagt Eder, "aber es gibt noch einiges zu tun." Salzburg oder Rapid haben nach wie vor kein Frauenteam. "Das Argument mangelnder Infrastruktur oder Kapazitäten ist eine Ausrede. An einer Bündelung der Kräfte darf es nicht scheitern." Schmaus sieht den Budgetposten – ein Kader mit zwanzig Spielerinnen kann pro Saison eine Million Euro kosten – für kleinere Bundesligisten als echte Aufgabe. "Kann etwa Hartberg ein Fünftel seines Etats dafür aufbringen?"

Euphorie entfachen

Jasmin Eder lebt nicht vom Fußball, aber für den Fußball. Die Wienerin arbeitet 40 Stunden die Woche als Projektmanagerin beim ÖFB für Frauen- und Mädchenfußball. Trainiert wird bis zu sechsmal die Woche. "Zeit bleibt sonst für nichts." Nebenbei hat sie auch eine Trainerlizenz gemacht. Dass Nachwuchsspielerinnen durch Trainingsverbot in der Pandemie Perspektiven genommen wurden, ist unbestritten. Eder: "Nun gilt es wieder, eine Begeisterung zu entfachen." (Florian Vetter, 10.3.2021)