Sportgipfel bei Minister Faßmann. Das Gipfelfoto beschreibt den Sport.

Foto: ÖOC/GEPA Pictures/Michael Meindl

Nicht weniger und auch nicht mehr als zwei Sportgipfel hat es im vergangenen Jahr gegeben. Dabei trafen einander also hohe Funktionäre als Vertreter des Sports im Lande und Minister als Vertreter der hohen Politik im Lande. Im September hatte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP), vor kurzem hatte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ein offenes Ohr. Wie der Sport dabei ausgestiegen ist, gibt jedenfalls zu Diskussionen Anlass. Dazu kommt aber noch, dass er bei diesen Gipfeln ein durchaus irritierendes Bild abgegeben hat. Sogar etliche Bilder. Auf den obligatorischen Gipfelfotos waren ausschließlich Männer zu sehen.

Nach dem Termin bei Faßmann stellten sich elf Männer zu einem Foto zusammen. Und niemand fand etwas dabei. Nach dem Anschober-Termin war man beim Fotografieren etwas vorsichtiger. Doch unter dem Strich ändert das nichts an der Tatsache, dass kaum Frauen an wichtigen Positionen im Sport sitzen. Von den 67 Verbänden mit Vollmitgliedschaft in der Bundessportorganisation Sport Austria sind bloß acht weiblich geführt. 59 Präsidenten, acht Präsidentinnen.

Acht Präsidentinnen

Das sind so wenige, dass man sie aufzählen kann und will: Veronika Huber (Curling), Sonja Spendelhofer (Leichtathletik), Brigitte Jank (Behindertensportverband ÖBSV), Elisabeth Kirchmeir (Orientierungslauf), Christiane Mörth (Eiskunstlauf), Elisabeth Max-Theurer (Pferdesport), Maria Rauch-Kallat (Paralympics), Sabine Zangerle (Kraftdreikampf).

Hans Niessl, Präsident von Sport Austria, verweist darauf, dass Frauen in vielen gesellschaftlichen Bereichen, auch in Wirtschaft und Politik, "deutlich unterrepräsentiert" sind. Im Sport herrsche allerdings eine besondere Schieflage. Niessl: "Es gibt auf allen Ebenen ein Ungleichgewicht der Geschlechter, sowohl in den politischen Strukturen des Sports, im TrainerInnenwesen, in der Medienberichterstattung als auch im aktiven Sport." Das, so betont der frühere burgenländische Landeshauptmann, wolle er ändern. Deshalb hat sich auf Niessls Initiative am 21. Jänner, also zwischen den erwähnten Sportgipfeln, der Sport-Austria-Beirat "Frauen im Sport" konstituiert.

Dem Beirat stehen zwei der acht Präsidentinnen vor, Rauch-Kallat und Jank. Wohl nicht ganz zufällig sind es jene beiden, die in politischen Kreisen am bekanntesten und am besten vernetzt sind. Die ehemalige ÖVP-Ministerin Rauch-Kallat spricht von einem "wichtigen, neuerlichen Versuch, den Anteil der Frauen in Sportfunktionen zu erhöhen. Wir wollen mehr Frauen in Sportgremien sehen und werden in den kommenden Monaten konkrete Maßnahmen dafür erarbeiten." Jank, die von 2004 bis 2014 Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer und von 2013 bis 2017 ÖVP-Nationalratsabgeordnete war, freut sich darüber, dass das ehrenamtliche Engagement im Sport "bei den 15- bis 24-Jährigen nahezu ausgewogen ist". Später freilich könne von Ausgewogenheit keine Rede mehr sein, dadurch gehe Potenzial verloren. "Das gilt es zu verhindern. Auch im Sport braucht es vermehrt Frauen in Schlüsselpositionen."

Dazu passt, dass der Bundesrechnungshof im Herbst harsche Kritik an der Organisation der Bundessportförderung übte und feststellte, dass der Frauenanteil in den entscheidenden Gremien "bei null Prozent" lag. Das immerhin hat sich seither verändert – das Sportministerium entsandte Nikola Staritz (Initiative fairplay) und die alpine Paralympics-Medaillensammlerin Claudia Lösch in Kommissionen der Bundes Sport GmbH.

Termin bei Raab

Rauch-Kallat und Jank haben morgen, Donnerstag, einen Termin bei Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP), es geht um "Verbesserungsmöglichkeiten für Frauen im Sport". Vielleicht wird nach dem Termin ein Foto gemacht. Kein Manns-Bild. Das wäre ein Anfang. (Fritz Neumann, 10.3.2021)