Es gebe keinen Richtwert, bis zu welcher Inzidenzzahl geöffnet bleiben kann, erklärte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP).

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Bregenz – Nach "harten und zähen Verhandlungen" haben sich Gesundheitsministerium und Land Vorarlberg am Dienstagabend auf Öffnungsschritte geeinigt. Als erstes Bundesland wird das Ländle ab Montag, 15. März zur Modellregion und darf in vier Bereichen vorsichtige Schritte in Richtung Normalität wagen, wie Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) sagte. Zuletzt, so der Landeshauptmann bei der eilig am Dienstagabend einberufenen Pressekonferenz, haben sich auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) in die Verhandlungen eingeschaltet. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) war am Dienstag krankheitsbedingt ausgefallen.

Vorarlbergs Forderungen sei "in sehr großen Teilen" entsprochen worden, so Wallner. Er spielte damit vor allem auf die Gastronomie an, die bis zuletzt Zankapfel war. Ab Montag dürfen Gaststätten im Innen- wie auch Außenbereich öffnen. Einzig bei den Zugangstests musste Wallner auf Wunsch des Gesundheitsministeriums Abstriche hinnehmen: Es werden nur negative Antigen- und PCR-Tests, die maximal 48 Stunden alt sind, akzeptiert – Selbsttests sind in der Gastronomie nicht gültig.

Keine Masken-, dafür Registrierungspflicht in Gastronomie

Zudem gilt eine Registrierungspflicht für Gäste, und Lokale müssen ein Covid-Konzept vorweisen können. Pro "Verabreichungsstelle", also Tisch, sind maximal vier Erwachsene aus zwei Haushalten plus minderjährige Kinder erlaubt, größere Gruppen nur, wenn sie aus einem Haushalt stammen. Zwischen den Tischen muss der Abstand zwei Meter betragen, Barbetrieb ist untersagt, dafür besteht keine Maskenpflicht.

Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) in der ORF-"ZiB 2" vom Dienstag.
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Für Veranstaltungen gilt drinnen wie draußen eine Grenze von 100 Personen, wobei maximal 50 Prozent des Fassungsvermögens eines Raumes ausgeschöpft werden dürfen. Zugangstests sind verpflichtend – hier werden auch Selbsttests akzeptiert. Zudem gilt Sitzplatz- und Registrierungs- sowie FFP2-Masken-Pflicht, auch am Sitzplatz und während der Veranstaltung.

Sport für Jugend erlaubt

Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr dürfen ab Montag wieder sporteln. Outdoor gilt keine Testverpflichtung, indoor werden Selbsttests akzeptiert, die maximal 24 Stunden alt sein dürfen. Es besteht Registrierungspflicht für alle Teilnehmenden, und es gibt eine Liste von Sportarten mit häufigem Körperkontakt, für die besondere Regeln gelten. Etwa Fußball: Hier wird das Hin-und-her-Passen erlaubt sein, auch Tacklings beim Training, allerdings kein Spielbetrieb. Und es gelten Personengrenzen: draußen maximal 20 Kinder, drinnen maximal zehn. Unter sechs Jahren besteht keine Maskenpflicht, für Sechs- bis 14-Jährige gilt MNS-Pflicht, über 14 ist die FFP2-Maske obligatorisch.

Schließlich dürfen sich auch Selbsthilfegruppen wieder treffen. Es gelten FFP2-Masken-Pflicht und die Abstands- sowie Hygieneregeln.

Digitale Selbsttests "Made in Vorarlberg"

Mit digitalen Selbsttests betrete man "Neuland", sagt Wallner. Entwickelt wurde das System vom Landeswarndienst und stelle eine "neue Dimension" des Testens dar. Die Selbsttests werden noch diese Woche vom Bundesheer an die Gemeinden verteilt – man muss sich online auf der Plattform des Landes registrieren, um sie mittels Eingabe des QR-Codes nutzen zu können. Insgesamt habe man eine Million Stück geordert. Dennoch sieht Wallner weiteren Bedarf beim Ausbau von Testkapazitäten, da in der Gastronomie weiterhin nur Antigen- oder PCR-Tests akzeptiert werden.

Was allerdings bleibt, ist die "Ausgangssperre ab 20 Uhr", wie Wallner mehrfach betonte. In "Phase eins", die "mehrere Wochen" dauert, werde man das Infektionsgeschehen beobachten. Dabei orientiere man sich an mehreren Parametern, nicht allein der Sieben-Tage-Inzidenz, die in Vorarlberg derzeit bei 73 liegt. Es gelte, einen Mix aus verschiedenen Richtwerten zu beachten: die Erfolgsquoten beim Contact-Tracing, die Durchimpfungsrate, die Verbreitung diverser Mutationen sowie die Belegung der Spitalsbetten. Wallner rief die Bevölkerung auf zu kooperieren, damit dieser Versuch ein Erfolg werde und bald bundesweit Öffnungen folgen. (Steffen Arora, 9.3.2021)