Werberat-Entscheidungen 2020.

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Welche Medien wie oft 2020 von Entscheidungen des Werberats betroffen waren.

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Der Mömax-Papagei sorgte mit "Scheiße" 2020 für Beschwerden beim Werberat.

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Wien – In nur elf Fällen sprach der Österreichische Werberat im vergangenen Jahr eine Stopp-Entscheidung aus, 2019 waren es 22 Fälle. Und das, obwohl es im Corona-Jahr 2020 mit 241 Fällen zur deutlich mehr Entscheidungen kam als im Jahr zuvor (2019: 206 Entscheidungen). In acht Fällen wurden Unternehmen aufgerufen, sensibler vorzugehen (im Vergleich 2019: neun Fälle), und 51-mal wurde mit "Kein Grund zum Einschreiten" (2019: 50-mal) bewertet.

"Die Halbierung der Stopp-Entscheidungen ist für uns ein positives Signal für das verantwortungsvolle Agieren von werbetreibenden Unternehmen", sagt ÖWR-Präsident Michael Straberger. Doch auch die hohe Anzahl an Sujet-Rücknahmen (36, im Vergleich 2019: 21) sei bemerkenswert: "Für den Österreichischen Werberat ist dies ein klares Zeichen für die Akzeptanz innerhalb der werbetreibenden Wirtschaft wie auch für die zunehmende Durchsetzungskraft unseres Systems."

Aufreger Mömax, Sodastream, Fit Inn

Die größten Aufreger 2020 waren Mömax-Werbungen mit 20 Beschwerden, die von den Werberäten und Werberätinnen mit "Sensibilisierung" entschieden wurden, jene von Sodastream mit 13 Beschwerden – hier sprach sich das Gremium für "Keinen Grund zum Einschreiten" aus – und eine Werbemaßnahme des Fitnesscenters Fit Inn mit elf Beschwerden, die ebenfalls mit "Kein Grund zum Einschreiten" bewertet wurde.

"Diese Statistik verdeutlicht, dass nicht alle Sujets, die von Konsumentinnen und Konsumenten als problematisch erachtet werden, tatsächlich gegen den Ethikkodex der Österreichischen Werbewirtschaft verstoßen", so Michael Straberger, "aber wir prüfen jede einzelne Beschwerde, die bei uns eingeht."

Mehr Beschwerden im ersten Lockdown

Von März bis Mai 2020 gingen 102 Beschwerden beim Werberat ein, sie führten zu 64 Entscheidungen. Im Vergleichszeitraum 2019 waren es 65 Beschwerden, die zu 39 Entscheidungen führten. "Der Anstieg der Beschwerden im Zeitraum des ersten Lockdowns ist vermutlich auf eine verstärkte Mediennutzung der Konsumenten zurückzuführen", so Michael Straberger, "zudem haben den Österreichischen Werberat einige Beschwerden erreicht, die auf einen nicht ausreichend sensiblen Umgang mit der Pandemie Bezug nehmen. Auch das kann zu einem Anstieg der Beschwerden beigetragen haben."

Viele Beschwerden zu "Ethik und Moral"

Auffallend sei die hohe Anzahl von Beschwerden 2020 im Bereich Ethik und Moral: "Nach wie vor liegt die 'geschlechterdiskriminierende Werbung' an erster Stelle der Beschwerdegründe, jedoch nur knapp vor 'Ethik und Moral'", so ÖWR-Geschäftsführerin Andrea Stoidl: "Eine Tendenz, die eine hohe Sensibilität seitens der Konsumenten und Konsumentinnen zeigt." Kommerzielle Kommunikation werde "zunehmend bewusster wahrgenommen und entsprechend kritisch betrachtet." Das sei auch der überwiegenden Mehrheit der werbetreibende Unternehmen völlig bewusst, und entsprechend würden Werbemaßnahmen gestaltet.

TV vor Webseite und Plakat/Citylight

2020 übernahm im Ranking der Medien wieder der TV-Spot mit 64 Entscheidungen den ersten Platz. Auf dem zweiten Platz befindet sich in diesem Jahr das Medium "Webseite" mit 36 Entscheidungen. Den dritten Platz belegt "Plakat/Citylight" mit 31 Entscheidungen. Im Bereich der Printanzeigen gaben es im vergangenen Jahr 22 Entscheidungen, bei "Social Media" waren es 18, bei Radio 14. Für "Flyer/Prospekt" wurden zwölf Entscheidungen getroffen, für "Verpackungsmaterial" neun und für "Banner" sieben.

Nicht zuständig war der Österreichische Werberat in 93 Beschwerdefällen. Diese Beschwerden wurden an den Verband für unlauteren Wettbewerb, den Verein für Konsumentenschutz, die Bundesarbeiterkammer oder den PR-Ethik-Rat weitergeleitet. (red, 10.3.2021)