Um festzustellen, wie sehr sich das Klima verändert, braucht es verlässliche Vergleichsdaten. Neben den Wissenschaftern sind auch Landwirtschaft, Gesundheitsdienste und Transportwesen auf solche Werte angewiesen. Aus diesem Grund hat nun die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf den Referenzrahmen für neue Klimadaten aktualisiert. Ob und um wie viel neue Messungen im Vergleich zu früher abweichen, wird künftig verglichen mit dem Durchschnittswert des Zeitraums 1991 bis 2020, nicht mehr mit dem Durchschnittswert von 1981 bis 2010, erklärte WMO-Sprecherin Clare Nullis am Dienstag in Genf.

Historische Vergleichsrahmen bleiben gleich

Der Effekt des Klimawandels werde dadurch nicht heruntergespielt, weil alle historischen Vergleichsrahmen gleich blieben, sagte Nullis: Die Zielwerte des Pariser Klimaschutzabkommens richteten sich etwa nach dem Durchschnitt der Temperatur-Messungen von 1850 bis 1900. Für historische Betrachtungen und die Überwachung von Klima-Anomalien bleibe als Vergleich der Durchschnitt der Messungen 1961 bis 1990.

In ihrem Statusbericht zum Klima 2020 hatte die WMO etwa vor acht Wochen die Ausdehnung des Eises in der Antarktis verglichen mit dem Durchschnittswert von 1981 bis 2010. Im Februar gab sie die Oberflächentemperatur der Meere im Vergleich zum Durchschnittswert derselben Periode an. In künftigen Publikationen soll der neue Zeitraum verwendet werden. So halten es nach der WMO-Empfehlung künftig auch nationale und regionale Wetterdienste. Das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus habe ebenfalls bereits umgestellt.

Die Oberflächentemperaturen im Februar im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt.
Grafik: C3S/ECMWF

Dutzende Temperaturrekorde gebrochen

Mit Verweis auf Daten des Copernicus-Klimawandelprogramms berichtete die WMO, dass die Temperaturen diesen Februar in Russland und den USA deutlich unter dem Durchschnitt von 1991 bis 2010 lagen, in einer Region von Nordostafrika über Südeuropa bis nach China dagegen deutlich darüber. In den USA seien zwischen dem 11. und 16. Februar Dutzende Temperaturrekorde gebrochen worden. Hintergrund sei eine plötzliche Erwärmung der Stratosphäre rund 30 Kilometer über dem Nordpol gewesen. Das habe die Winde beeinflusst, und so sei kältere Luft von der Arktis weiter Richtung Süden vorgedrungen als sonst.

Das sei kein Anzeichen für eine Veränderung im Trend der Erderwärmung, sagte Nullis: "Kälterekorde werden seltener, im Gegensatz zu Hitzerekorden und Hitzewellen. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend anhält." (red, APA, 10.3.2021)