Als "kleinste Ikea-Filiale" bewirbt die schwedische Handelskette die neue App.

Foto: Ikea

Der vergangene Dezember markierte das Ende einer Ära: Nach 70 Jahren stellte Ikea den gedruckten Katalog ein. Der Grund dafür ist der gleiche wie überall: geändertes Nutzungsverhalten. Im Gegenzug soll eine neue App gemeinsam mit anderen Angeboten den Schweden den Weg in eine Welt ebnen, in welcher der Vertrieb über mehrere Kanäle läuft – "Omnichannel" nennt man das im Marketing-Fachdeutsch.

So landete die neuentwickelte Ikea-App mit dem Release sowohl bei Android als auch bei iOS auf Platz eins der Gratis-App-Charts. Das dürfte erstens daran liegen, dass der Release der App zeitlich in etwa mit der Wiedereröffnung der Filialen nach dem Lockdown zusammenhing. Zweitens daran, dass man die App auf diversen anderen Kanälen bewarb.

Die App soll das bieten, womit der Katalog an seine Grenzen stieß. So können neben Bildern etwa auch Videos dargestellt werden. Wer die entsprechenden Datenschutzfreigaben gibt, der erhält personalisierte Vorschläge. Außerdem ist es möglich, die eigene Ikea Family Card zu hinterlegen. Denn nicht nur zu Hause und unterwegs, sondern auch in der Filiale – quasi als Omnichannel-Tool in der Hosentasche – soll man die App verwenden können, wie Claudio Winkler, Chief Digital Officer bei Ikea Österreich, im Gespräch mit dem STANDARD sagt.

Shift in die digitale Welt

Diese Ikea-Bestellung ist leider unvollständig – denn es konnten nicht alle Produkte geliefert werden.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Doch, Moment mal: Warum sollte man in Zeiten wie diesen überhaupt noch in die Filiale gehen? Warum kann nicht alles online abgebildet werden? Laut Winkler ist dies eine "systemische Angelegenheit". Denn Ikea kommt aus der Welt der physischen Einrichtungshäuser und vollzieht nun den Shift in die Omnichannel-Welt. In den vergangenen Jahren habe das Unternehmen viel im Hintergrund gemacht, das der Kunde im Vordergrund nicht sieht. "Das sind viele kleine Schritte, die zum großen Ganzen führen", sagt Winkler. Dazu gehöre etwa das Thema Logistik.

Im Selbsttest mussten wir dabei erneut feststellen: Die App ist zwar nett gestaltet und lässt sich halbwegs gut verwenden – dennoch können nicht alle Produkte bei einer Onlinebestellung geliefert werden. Hier arbeitet Ikea laut Winkler stetig an der Verbesserung – und ob eine Lieferung möglich ist, hänge vom Produkt ab.

So kann es etwa sein, dass manche Produkte nicht lieferbar sind, weil sie als sogenannte sensible Produkte gelten, also eine "spezielle Sorgfalt" erfordern. Dazu gehören etwa Glas, aber auch zum Beispiel Lebensmittel. In anderen Fällen ist ein Produkt online nicht lieferbar, weil es schlichtweg in dem passenden Lager nicht lagernd ist.

"Click and Collect" als Alternative

Als Alternative zur reinen Onlinebestellung und Lieferung gibt es somit bei Ikea auch einen Service namens "Click and Collect". Dieser ermöglicht es, online zu bestellen und zu bezahlen und das Produkt anschließend abzuholen. Als der Handel im Lockdown und die Filialen somit geschlossen waren, war die kontaktlose Abholung in den Garagen der Filialen möglich. Unter dem Namen "Click and Collect ums Eck" ist dieses Konzept nach dem Lockdown noch ausgeweitet worden – um die Möglichkeit, die Produkte auch bei Partnern im Inneren der Stadt anstatt am Stadtrand, abzuholen. Eine Übersicht über die Abholmöglichkeiten gibt es unter diesem Link. (Stefan Mey, 25.3.2021)