Produziert wird der BMW X1 in Leipzig, das "Herz" vieler BMWs kommt aus dem Motorenwerk in Steyr.

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Wien – Schwer getroffen von der Corona-Krise, hofft der bayerische Autobauer BMW in Österreich auf eine Aufholjagd. Nach den ersten zwei Monaten des neuen Jahres sei zwar noch kein Trend erkennbar, welche Pkw-Fahrzeugtypen – sogenannte SUVs, also Stadtgeländewagen, oder doch sparsame Pkws oder Elektroautos– am stärksten nachgefragt werden. Aber man werde bis Jahresende fünf Elektro- und 16 Hybridmodelle, also batterieelektrisch und benzinbetriebene, zur Verfügung haben – neben der breiten Palette an Premiummodellen mit Benzin- und Dieselantrieben –, verweist der für den Vertrieb zuständige Geschäftsführer von BMW Austria, Christian Morawa, auf die "Power of Choice" für die Kunden.

Man habe trotz Krise nicht nur die Poleposition im hochpreisigen Segment verteidigt, sondern mit einer Steigerung von 6,8 auf 7,4 Prozent beim Marktanteil einen neuen Rekordwert eingefahren. Gemäß Top-40-Ranking nach Marken der Statistik Austria büßte der meistverkaufte BMW X1 gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 bei den Erstzulassungen um 9,9 Prozent ein, die 3er-Reihe um knapp 1,7 Prozent. Der X3, ein Kompakt-SUV, lag um 12,3 Prozent hinter dem Vergleichsjahr. Einzig Motorräder waren Quell der Freude, sie waren gefragt wie lange nicht, der Absatz (Motorräder über 500 ccm) stieg um knapp zwei Prozent auf 1.723 Stück.

Schwieriges Jahr

Die Neuzulassungen im Corona-Jahr sprechen freilich eine andere Sprache: BMW büßte 17,4 Prozent auf 15.812 Stück ein, Mini gar 23,5 Prozent auf 2.569, macht im Schnitt einen Rückgang um 18,3 Prozent. Sogar der Absatz des Elektromodells i3 ging um 43 Prozent auf 679 Stück zurück, was Morawa vor allem auf die Lockdowns in Österreich zurückführt, in denen neben dem Handel auch die Zulassungsstellen geschlossen waren.

Zum Vergleich: Audi verzeichnete laut Statistik Austria mit 12.591 Fahrzeugen ein Minus von 12,8 Prozent, Mercedes einen Rückgang um 14,8 Prozent auf 13.003 Pkw-Neuzulassungen. Insgesamt wurden in Österreich im Vorjahr 248.740 Pkws neu zugelassen, um ein Viertel weniger als 2019. Heuer erwartet die Automobilbranche noch keine Rückkehr auf das Vor-Corona-Niveau (knapp 330.000 Pkws), aber– abhängig von der Krise – zumindest eine Erholung auf rund 270.000. Vor allem im Firmenwagensegment sehe man wieder stärkere Nachfrage, sagt BMW-Austria-Vertriebschef Morawa.

Kurzarbeit und Stillstand

Schwierig war das Jahr mit Kurzarbeit und Produktionsstillstand im Frühjahr auch für das auf Dieseltechnologie spezialisierte BMW-Motorenwerk in Steyr, das im Vorjahr um die aus München verlagerten Produktionslinien für Vier- und Sechszylinder-Benzinmotoren erweitert wurde. Die Produktion im weltgrößten Motorenwerk der BMW-Gruppe brach um fast ein Fünftel auf 996.636 Einheiten ein, wobei sich der Absatz von Dieselmotoren um ein Viertel auf 393.669 dezimierte, während mit 602.967 "nur" um 14 Prozent weniger Benzinaggregate gebaut wurden.

Entsprechend ging der Umsatz des Motorenwerks zurück, er brach um fast 20 Prozent auf 2,98 Milliarden Euro ein, jener der gesamten Gruppe um 16 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro.

Markt volatil

Die Zeiten bleiben schwierig. Der Chef des Werks in Steyr, Alexander Susanek, sprach bei Vorlage der Zahlen am Donnerstag von "sehr volatilen Zeiten". Aber dank der hohen Investitionen in die Produktionsausweitung sei man für die Zukunft gesichert, mit dem Ausbau der Benzinmotoren-Kapazität und vor allem der Gehäuse für Elektroautos (zehn Millionen Komponenten) habe man auch die Abhängigkeit vom Diesel minimiert.

Diesen Weg will man fortsetzen, Schritt für Schritt Kompetenz auf Elektroautos übertragen und so im Konzern gute Karten für neue Technologien und Aufträge haben. Die Investitionen gab das Management mit insgesamt 367 Millionen Euro an. (Luise Ungerboeck, 11.3.2021)