Jonathan Meese gilt als Enfant terrible der Kunstszene. Er ist laut, provokant, verspielt und stellt den Anspruch auf die "Diktatur der Kunst". Die Beschäftigung mit Macht und Wahn zieht sich durch sein spartenübergreifendes Werk, immer wieder appropriiert er aufgeladene Symbole und macht dabei auch vor der Verwendung von Hakenkreuzen nicht halt. 2016 hätte der Wagner-Verehrer in Bayreuth den "Parsifal" inszenieren sollen; die Zusammenarbeit mit ihm wurde aber beendet. Meese sah darin einen Akt der Zensur. Inzwischen macht er Techno. Am 19. März erscheint ein gemeinsames Album mit DJ Hell, das den Titel "Hab keine Angst, hab keine Angst, ich bin deine Angst" trägt, auf dem Musiklabel von Daniel Richter. Auch Meeses 91-jährige Mutter ist als Vokalistin mit dabei.

Meese in Wien

In Wien, einer Stadt, die der Konzeptkünstler gerne zum Gesamtkunstwerk machen würde, verwirklicht er gerade das Theaterstück "KAMPF-L.O.L.I.T.A. (EVOLUTION IST CHEF) oder L.O.L.I.T.A. D.Z.I.O. (ZARDOZ FLIEGT WIEDER!)", eine Überarbeitung eines Stücks, das ursprünglich für das Schauspiel Dortmund entwickelt worden war, aber Corona-bedingt nur einmal gezeigt werden konnte. Lolita spielt auch in der Einzelausstellung in der Galerie Krinzinger, in der das Interview stattfindet, eine tragende Rolle. Meese verknüpft sie mit dem Bösewicht Dr. Mabuse zur "Dr. Mabusenlolita", wie die Schau heißt. Am Freitag wird eröffnet.

Jonathan Meese führt durch die Ausstellung "Die Dr. Mabusenlolita (Zwischen Abstraktion und Wahn)" in der Galerie Krinzinger.
DER STANDARD

(Amira Ben Saoud, Christopher Lettner, Laura Schmidt, Clara Gottsauner-Wolf)