Er ist zurück.

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Roger Federer grinste zufrieden und ließ sich von den Fans in Doha ausgiebig feiern. Nach seinem geglückten Comeback wirkte der Schweizer Maestro sichtlich gelöst und erleichtert. Beim ersten Auftritt seit 405 Tagen gewann der Grand-Slam-Rekordchampion gegen den Briten Daniel Evans im Achtelfinale 7:6 (10:8), 3:6, 7:5. Mit einer krachenden Rückhand verwandelte Federer seinen zweiten Matchball zur Entscheidung.

"Es fühlt sich gut an, wieder zurück zu sein. Es war ein tolles Match, es hat extrem viel Spaß gemacht. Ich bin einfach nur glücklich", sagte Federer: "Am Ende war ich echt müde, Dan hatte mehr Energie. In meinem Alter zurückzukommen, ist nicht einfach. Aber es ist es wert."

Der 39-Jährige hatte sein bis Mittwoch letztes Match bei den Australian Open 2020 bestritten. Dort verlor er im Halbfinale in drei Sätzen gegen den Serben Novak Djokovic. Aufgrund der anschließenden Knieoperationen verpasste er den Großteil der vergangenen Saison und auch das erste Major des Jahres in Melbourne.

Ungewissheit

Vor seiner Rückkehr hatte Federer nur schwer einschätzen können, wie groß sein Leistungsvermögen bereits wieder ist. "Es geht für mich immer noch darum, stärker, besser, fitter, schneller zu werden", sagte der Ausnahmekönner, der vor allem auf seinen neunten Titel in Wimbledon und auf die Olympischen Spiele in Tokio abzielt.

In einigen Situationen war Federer die fehlende Wettkampfpraxis anzumerken, teilweise zeigte er auch seine Extraklasse. Bei jedem Punktgewinn wurde der Publikumsliebling von den Fans gefeiert. Eine begrenzte Zahl von Zuschauern war zugelassen.

Mit Evans, Nummer 28 der Welt, hatte Federer sich zuletzt auch auf seine Rückkehr auf die große Bühne vorbereitet. Doch der Brite machte von Beginn an klar, dass er nicht angetreten war, um den Schweizer kampflos in die nächste Runde zu lassen. Der 30-Jährige hielt gut mit und das Match lange offen – in den entscheidenden Momenten aber hatte Federer das bessere Ende für dich. In der nächsten Runde geht es nun gegen Nikolos Bassilaschwili aus Kasachstan, der sich mühelos gegen den Tunesier Malek Jaziri durchgesetzt hatte.

Zweite Familie

"Ich habe einfach das Gefühl, dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist", hatte Federer nach seiner Ankunft in Doha gesagt: "Ich habe die Tour vermisst, sie ist so etwas wie meine zweite Familie." Wie lange der Schweizer raus war, konnten die Zuschauer beim Münzwurf feststellen. Federer fragte den Schiedsrichter, wie lange die Shotclock zwischen den Ballwechseln dauert. Und er musste sich auch an die inzwischen auf der Tour gewohnten Hygienevorschriften auf dem Platz gewöhnen. Die Wirren der Coronazeit im Tenniszirkus hatte er bisher noch nicht als Aktiver miterlebt. (sid, 10.3.2021)