2020 war kein gutes Jahr für den Faserhersteller Lenzing.

Foto: APA / Robert Jaeger

Wien/Lenzing – Der heimische Faserhersteller Lenzing hatte schon bessere Zeiten. Die Corona-Krise hat dem Unternehmen 2020 einen kräftigen Umsatzeinbruch sowie Verlust eingebrockt, zudem ist Lenzing in die Affäre um die Maskenfirma Hygiene Austria verwickelt, an der die Firma die Mehrheit hält. Unter dem Strich erzielte Lenzing im Vorjahr einen Verlust von 10,6 Millionen Euro nach einem Gewinn von 114,9 Millionen Euro im Jahr davor. Die Umsatzerlöse brachen um mehr als ein Fünftel auf 1,63 Milliarden Euro ein.

Projekte in Thailand und Brasilien

Auch wenn sich der Fasermarkt im zweiten Halbjahr 2020 wieder erholte, konnten die Verluste nicht ausgeglichen werden. Für 2021 erwartet der Vorstand eine Entwicklung des operativen Ergebnisses, die auf einem vergleichbaren Niveau wie im Vorkrisenjahr 2019 liegen wird. Lenzing geht unverändert von einem steigenden Bedarf an nachhaltigen Fasern für die Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Hygiene- und Medizinbranche aus.

Der über 7.000 Beschäftigte zählende Faserkonzern ist gerade dabei, zwei Megaprojekte in Brasilien und Thailand zu stemmen. Diese liefen "nach Plan". Aufgrund der Großprojekte haben sich die Investitionen im vergangenen Jahr auf 668,8 Millionen Euro nahezu verdreifacht. Die Inbetriebnahme des Zellstoffwerks in Brasilien ist für das erste Halbjahr 2022 geplant. In Thailand ist die Errichtung einer neuen Lyocell-Anlage geplant. Der Anteil der Spezialfasern an den Umsatzerlösen des Segments Fasern soll dadurch bis 2024 auf mehr als 75 Prozent gesteigert werden. Das Investitionsvolumen für die neue Anlage mit einer Kapazität von 100.000 Tonnen beträgt etwa 400 Millionen Euro. Gegen Ende des Jahres 2021 soll die Produktion aufgenommen werden.

Maskenaffäre im Fokus

Der Vorstand wird die Zahlen in der Bilanzpressekonferenz erläutern. Im Fokus des Gesprächs dürfte jedoch die Maskenaffäre stehen. Einen Teil der Corona-Schutzmasken hat die Firma Hygiene Austria in China zugekauft, umetikettiert und dann als "made in Austria" verkauft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des schweren gewerbsmäßigen Betrugs sowie der organisierten Schwarzarbeit.

Zu Wochenbeginn hat Lenzing überraschend seine beiden Geschäftsführer und auch seine Mitarbeiter aus dem Joint Venture abgezogen. Seinem Partner Palmers warf das börsennotierte Unternehmen vor, die Aufklärung des Falls zu verhindern. Lenzing kündigte bereits an, einen Wirtschaftstreuhänder mit der Verwaltung der Hygiene-Austria-Anteile zu betrauen. Der Faserhersteller will dieses ungute Kapitel abhaken.

In der Pflichtmitteilung anlässlich der Unternehmensergebnisse schreibt Lenzing, das Projekt sei "mit der tiefen Überzeugung mitgegründet" worden, mit österreichischer Qualität einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung in der größten Pandemie der letzten hundert Jahre leisten zu können. Das Versprechen "made in Austria" sei offensichtlich nicht durchgehend gehalten worden. Das Unternehmen sieht daher die Aufarbeitung der aktuellen Vorwürfe bei den zuständigen Behörden. (APA, 11.3.2021)