Momentanen Berechnungen der Statistik Austria brach das BIP mit 6,6 Prozent zwar weniger stark ein als befürchtet. Die Lage ist dennoch dramatisch.

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Wien – Die Corona-Krise hat die Wirtschaft weiter fest im Griff. Zwar geht die Erholung weiter voran, seit Ende 2020 hat sie sich aber verlangsamt und blieb auch in den ersten Wochen des Jahres 2021 gering, schreibt das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Donnerstag. In den ersten fünf Wochen des Jahres war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Österreich laut Wifo um rund 12,5 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum.

"Wie in vielen anderen Ländern lag die Wirtschaftsaktivität zu Jahresbeginn 2021 auch in Österreich deutlich unter dem Niveau des Vorjahrs. Während die Industrieproduktion von der weltweiten Konjunkturerholung profitiert, ist die Wirtschaftstätigkeit im Handel und in den sonstigen Dienstleistungen durch die behördlichen Einschränkungen weiterhin stark beeinträchtigt", erklärt Stefan Ederer im aktuellen Wifo-Konjunkturbericht.

Wegen der nach wie vor dramatischen wirtschaftlichen Situation verkündete die Regierung am Mittwoch, ein weiteres Hilfspaket zu schnüren. Insgesamt sollen 430 Millionen Euro für Wirtschaft, Sport und Kultur ausgeschüttet werden, der STANDARD hat berichtet.

Niedriges Konsumentenverhalten

Auf eine fortgesetzte Erholung deuteten beispielsweise der gestiegene RWI-Containerumschlagsindex und höhere Rohstoffpreise hin, während das Konsumentenvertrauen weiterhin niedrig bleibe. Auch am Arbeitsmarkt sei die Situation weiterhin deutlich schlechter als vor der Pandemie. Im Februar lag die saisonbereinigte Arbeitslosenquote nach nationaler Definition bei 9,4 Prozent.

Der Lockdown nach Weihnachten habe das BIP sichtlich negativ beeinflusst. Dementsprechend fiel das BIP deutlich hinter den Vergleichszeitraum des Vorjahrs zurück. Nach den ersten Lockerungen ab 8. Februar sei eine merkliche Verbesserung im Indikator zu sehen gewesen, heißt es vom Wifo. Dennoch sei auch in der letzten Februarwoche die wirtschaftliche Aktivität noch um sieben Prozent geringer als im Vorjahr gewesen.

Die Unternehmen bleiben vorerst überwiegend pessimistisch, geht aus dem Wifo-Konjunkturtest für Februar hervor. Vor allem bei Dienstleistern und Konsumgütererzeugern sei die Stimmung derzeit gedrückt. Der Investitionsgüterbereich profitiere dagegen von der weltweiten Konjunkturerholung. Optimistisch zeige sich außerdem die Baubranche.

Außenhandel um acht Prozent eingebrochen

Wegen Corona kam es vergangenes Jahr zu deutlichen Einbußen bei Importen und Exporten. Der Gesamtwert der eingeführten Waren lag laut vorläufigen Ergebnissen der Statistik Austria nominell mit 144,20 Milliarden Euro um 8,6 Prozent unter dem Vorjahreswert, die Exporte von Waren gingen um 7,5 Prozent auf 141,93 Milliarden Euro zurück. Das Defizit der Handelsbilanz belief sich auf 2,27 Milliarden Euro nach 4,32 Milliarden Euro im Jahr 2019. Bereinigt um die unterschiedlichen Arbeitstage 2019 und 2020 sanken die Einfuhren um neun Prozent und die Ausfuhren um 7,9 Prozent, heißt es in einer Aussendung.

Die Coronavirus-Pandemie "hat den österreichischen Außenhandel im Jahr 2020 ausgebremst. In den Monaten März bis Mai, die von den ersten coronabedingten Einschränkungen geprägt waren, fielen die Rückgänge besonders kräftig aus. Diese trugen maßgeblich zur insgesamt negativen Entwicklung im Jahr 2020 bei, auch wenn sich der Außenhandel zu Jahresende wieder vitaler zeigte", so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Gesamter Einbruch im Vorjahr

Vor allem durch die starken Einschränkungen bei Tourismus und Gastronomie ist die Wirtschaft stärker als in anderen Ländern eingebrochen. Allerdings war der BIP-Rückgang mit real 6,6 Prozent nach vorläufigen Berechnungen der Statistik Austria etwas geringer, als das Wifo noch Anfang Februar angenommen hatte. Damals ging man von 7,4 Prozent aus.

Nur in noch mehr vom Tourismus abhängigen Ländern wie Spanien, Italien, Kroatien, Frankreich und Portugal ging das BIP stärker zurück. Österreich wurde mit seiner Positionierung im schlechtesten Drittel in der EU vergleichsweise hart getroffen. Das liegt laut Thomas vor allem am kräftigen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Beherbergung und Gastro: "Ihr Anteil an der heimischen Wertschöpfung wiegt mehr als dreimal schwerer als zum Beispiel in Deutschland", sagte er Ende vergangener Woche in einem Pressegespräch. (APA, red, 11.3.2021)