1. Show-Locations außerhalb von Paris

Raus aus der Stadt lautete das Motto der Schauen. Die digitale Fashion Week wurde zum Kräftemessen um die besten Plätze jenseits von Paris: Das Modehaus Dior setzte seine märchenhafte Videoreihe im Spiegelsaal von Schloss Versailles fort, die Models liefen an verhängten Spiegeln (Achtung, feministische Botschaft!) vorbei. Die skibegeisterte Modedesignerin Miuccia Prada flüchtete mit ihrer Kollektion ins Skigebiet Cortina d'Ampezzo, wo die Models für Miu Miu in Fellstiefeln und gestrickten Balaklavas durch die schneebedeckte Kulisse der Dolomiten stapften. Auch Balmain-Designer Olivier Rousteing träumte vom Reisen: Er verlegte seine Show in den Hangar der Air France am Flughafen Charles de Gaulle. Die Models marschierten in langen Mänteln und Schnürstiefeln, um die Hüften schwere goldene Ketten, über die Tragflächen eines Flugzeugs. Demnächst dann sicherlich an den Kardashians zu bewundern.

Christian Dior
Miu Miu
Balmain

2. Veränderungen

Was tut Chanel, wenn das Grand Palais restauriert wird? Seit 2006 hatte das französische Modehaus dort zweimal jährlich den Laufsteg ausgefahren. Nun musste man ausweichen, Kreativchefin Virginie Viard entschied sich für den Pariser Nachtclub "Castel": Wer sehnt sich in Pandemiezeiten nicht nach langen Nächten in Bars und Clubs? Dann war da außerdem "die Neue" bei Chloé: Die Amerikanerin Gabriela Hearst soll das Modehaus in eine nachhaltige Zukunft führen. Sie legte los mit Ponchos, geringelten Strickkleidern und Patchworkmänteln.

Balenciaga und Saint Laurent, die französischen Zugpferde des Modekonzerns Kering, fehlten. Kering-Chef François-Henri Pinault kocht längst sein eigenes Süppchen. Seine Marken haben sich vom Schauenkalender verabschiedet (Gucci und Bottega Veneta waren schon der Mailänder Modewoche ferngeblieben). Auch Celine und Jacquemus haben sich unabhängig gemacht, dafür gab es diesmal zwei Neuzugänge aus Mailand: Jil Sander, eben erst übernommen von Diesel-Chef Renzo Rosso, und Versace, das Modehaus will mit einem neuen Monogramm-Print Geld verdienen.

CHANEL
Chloé
Versace

3. Tänze und Performances

Mode in Bewegung – die Idee ist nicht wirklich neu, doch dass sie funktionieren kann, zeigte Dries van Noten. Der belgische Designer ließ seine Kollektion von 47 Tänzerinnen und Tänzern vorstellen, Hermès-Designerin Nadège Vanhee-Cybulski setzte auf eine dreiteilige, in New York, Paris und Schanghai umgesetzte Performance.

Dries Van Noten
Hermès

4. Farbtherapien

Jonathan Anderson, Kreativchef von Loewe, empfahl im Video eine "Farbtherapie" für Krisenzeiten. Den Mittdreißiger, der sich kaum mehr vorstellen kann, zum normalen Modewochen-Trott zurückzukehren, scheint die neue Freiheit zu beflügeln. Er ließ nicht nur eine Zeitung (mit dem Titel "Die Loewe-Show wurde abgesagt") drucken, sondern setzte seine Entwürfe auch in optimistischem Orange, Zitronengelb und Himmelblau um. Das Modehaus Patou, das seit 2015 von Guillaume Henry betreut wird, führte vor, dass die Knallfarben der 1970er-Jahre (Lila, Gelb, Türkis) heute genauso gut funktionieren.

Foto: Fumiko Imano/ Loewe
Madame Figaro

5. Mode zum Feiern

Wer sich bei Louis Vuitton in die Show einschaltete, landete nicht nur im Louvre, sondern auch in einem Soundtrack von Daft Punk. Der Zeitpunkt hätte wohl nicht besser gewählt werden können: Ende Februar hatte das französische Duo seine Trennung verkündet. Nicolas Ghesquière verbindet eine Freundschaft mit den beiden Musikern, die er schon als Balenciaga-Designer ausgestattet hatte. Für den kommenden Herbst lieferte er Tüllröcke und Egg-Shape-Mäntel. Im Video von Paco Rabanne ließ Designer Julien Dossena die Models in silbrigen Kleidern und beschleiften Spitzenblusen ins Bild hüpfen – er habe sich von den Modefotografien Guy Bourdins wie Prinzessin Diana inspirieren lassen, erklärte Dossena. Und hofft darauf, dass in einem halben Jahr in seiner Herbstkollektion tatsächlich gefeiert werden kann.

FF Channel
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(feld, 11.3.2021)