EZB-Präsidentin Christine Lagarde könnte sich bald zu steigenden Renditen von Staatsanleihen äußern.

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Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) will das Tempo bei ihren Anleihenkäufen erhöhen, um den jüngsten Anstieg der Renditen von Staatsanleihen der Euroländer einzudämmen. Notenbank-Chefin Christine Lagarde und die anderen Ratsmitglieder kündigten am Donnerstag nach der Zinssitzung an, dass die Ankäufe im Rahmen des Kaufprogramms PEPP während des nächsten Quartals deutlich umfangreicher ausfallen werden als während der ersten Monate des Jahres.

Ein neues Stützungspaket für die Wirtschaft beschloss die Europäische Zentralbank aber nicht. Sie hatte erst zum Jahresende 2020 ihre Konjunkturhilfen abermals ausgebaut und unter anderem den Kaufrahmen des PEPP-Programms erneut aufgestockt. Auch den Leitzins beließ die Notenbank auf seinem Rekordtief von 0,0 Prozent. Dort steht er inzwischen seit März 2016.

BIP-Prognose leicht erhöht

Ihre Konjunkturprognose hat die EZB etwas angehoben. Für heuer rechnen die EZB-Volkswirte jetzt mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,0 Prozent. Im Dezember hatten die Notenbank-Ökonomen noch 3,9 Prozent vorhergesagt. "Während sich die gesamtwirtschaftliche Situation im Laufe des Jahres 2021 voraussichtlich verbessern wird, bleiben die kurzfristigen Konjunkturaussichten unsicher – insbesondere in Bezug auf die Dynamik der Pandemie und die Geschwindigkeit der Impfkampagnen", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde.

Die EZB-Ökonomen erwarten für dieses Jahr jetzt einen Anstieg der Verbraucherpreise um 1,5 Prozent. Noch im Dezember lautete die Prognose auf 1,0 Prozent. Für 2022 werden 1,2 (1,1) Prozent und für 2023 dann unverändert 1,4 Prozent vorhergesagt. Die Währungshüter würden somit weiterhin für Jahre ihr Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent verfehlen, das sie für die Wirtschaft mittelfristig als optimal erachten.

Sorge um steigende Renditen von Staatsanleihen

Zuletzt waren die Renditen von Staatsanleihen der Euroländer kräftig nach oben geklettert. Das hatte bei einigen Ratsmitgliedern Sorgen ausgelöst, die Kreditkosten im Euroraum könnten sich unerwünscht erhöhen. Mitten in der Pandemie käme das für die Notenbank zur Unzeit. Sie hatte in Aussicht gestellt, weiterhin für die Wirtschaft niedrige Finanzierungskosten sicherzustellen. Es wird damit gerechnet, dass sich Lagarde in Kürze auf der Pressekonferenz zu den gestiegenen Renditen äußern wird. Griechenlands Notenbankchef Yannis Stournaras hatte gefordert, die EZB solle das Tempo bei ihren Pandemie-Anleihenkäufen erhöhen.

Die EZB hatte der Wirtschaft im vergangenen Jahr mit umfangreichen Stützungshilfen unter die Arme gegriffen, um den Kreditfluss während der Pandemie am Laufen zu halten. Dazu gehörten extrem günstige, langfristige Kreditspritzen für Banken und ein "PEPP" getauftes neues Anleihenkaufprogramm. Dieses wurde inzwischen bereits zweimal aufgestockt und hat mittlerweile einen Kaufrahmen von 1,85 Billionen Euro. Die Käufe sollen noch bis mindestens Ende März 2022 laufen. Rund eine Billion Euro des Kaufrahmens sind noch ungenutzt.

An ihrem Einlagesatz hielt die EZB am Donnerstag ebenfalls fest. Dieser liegt inzwischen bei minus 0,5 Prozent. Das Minuszeichen bedeutet, dass Banken Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder horten. Die EZB hatte den Satz erstmals 2014 auf unter null Prozent gesetzt. Den Leitzins beließ die EZB am Donnerstag ebenfalls unverändert bei 0,0 Prozent. (APA, 11.3.2021)