Seit 2006 gibt es "Roblox", doch erst seit 2020 kennt man den Namen auch außerhalb der direkten Zielgruppe.

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Roblox ist ein Rennspiel, ein Weltraum-Shooter, ein Fußballspiel und eine Flugsimulation. Roblox kann alles sein, denn es handelt sich um einen Spielebaukasten. Jeder kann darin Spiele machen, nebenbei Programmieren lernen und dazu noch Geld verdienen. Ein Kreativbaukasten mit Fokus auf Kinder und Jugendliche. Einzig manche Inhalte und das aggressive Marketing einzelner User geben dem Spiel, das erst diese Woche einen erfolgreichen Börsengang hingelegt hat, einen faden Beigeschmack.

Roblox

Pandemiesieger

Das Corona-Jahr 2020 brachte vielen Spielefirmen Rekordergebnisse. Speziell jenen, die den sozialen Aspekt mittransportieren konnten. Animal Crossing ließ Spieler gemeinsam Inseln erforschen oder Handel treiben, in Among Us konnte man sich mit Freunden in hitzigen Diskussionen verlieren. Auch Roblox bringt diese soziale Komponente mit, schafft man doch Welten, die gemeinsam erforscht werden können. 150 Millionen Spieler hat das bereits begeistert, 33 Millionen davon sind täglich auf der Plattform.

Hinter jeder Figur im Spiel steckt ein echter Mensch, und schnell haben vor allem Kinder und Jugendliche begriffen, dass es mit Freunden mehr Spaß macht, diese Welten zu erkunden. Auch begünstigt durch die Tatsache, dass man im vergangenen Jahr kaum Freunde außerhalb der eigenen vier Wände treffen konnte, verabredete man sich eben zu einer Runde Roblox.

Leichter Einstieg

Das Spiel ist mittlerweile für PC, Mac, Xbox One, iOS und Android verfügbar. Nach der Installation legt man sich ein Profil zurecht. Bis dahin muss man lediglich sein Geburtsdatum, seine Sprache und einen Nickname eingeben. Das Spiel ist kostenlos. Natürlich ermöglicht Roblox die Verlinkung des Profils auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Youtube. Auch Handynummer und Emailadresse können ergänzt werden.

Dann kann man eigentlich schon loslegen und ins Spiel einsteigen. Viele Spiele sind kostenlos und können ausprobiert werden. Will man seinen Avatar jedoch mit Mützen oder Jacken anpassen beziehungsweise die kostenpflichtigen Spiele kaufen, benötigt Roblox die Kreditkartendaten oder den Abschluss einer Premium-Mitgliedschaft, bei der man dann je nach Einzahlungshöhe eine bestimmte Menge an Ingame-Währung, Robux, bekommt.

Das Angebot ist riesig und im ersten Moment unübersichtlich.
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Business-Modell

Die meisten Spiele in Roblox sind von anderen Community-Mitgliedern erstellt. Diese können bestimmen, ob das eigene Kunstwerk gratis oder eben kostenpflichtig ist. Zudem haben viele der Spiele eigene Shops, in denen man für das jeweilige Spiel bessere Ausrüstung oder Ähnliches kaufen kann. Bei den Transfers zwischen den Spielern verdient Roblox mit.

Die Vermarktung des eigenen Shops wird deshalb gar nicht besonders aggressiv durchgeführt – das übernehmen die meisten Spieldesigner selbst. Markus Meschik von Enter, der Fachstelle für digitale Spiele, sieht hier einen Hauptspielanreiz für viele Jugendliche. "Bei besonders erfolgreichen Spielen erhalten die Hobbyentwickler Anteile an den In-Game-Käufen, weshalb diese teils sehr aggressiv beworben werden. So findet man auch beispielsweise auf Youtube zahlreiche Tutorials, wie man mit Roblox Millionen verdient."

Die Macher

2006 wurde Roblox erstmals als "Free Online Building Game" beworben, doch so richtig Fuß fassen konnte man nicht. Laufend wurde Geld in die Entwicklung des Spiels gesteckt, und bis heute, trotz der unglaublichen Nutzerzahlen, ist man nicht in den schwarzen Zahlen. Allein 2020 musste Roblox einen Nettoverlust von 253 Millionen Dollar hinnehmen. Grund dafür waren bis jetzt die hohen IT-Kosten, die Gehälter der Mitarbeiter sowie die Auszahlungen an Content-Schaffende.

Spieleentwicklung

Roblox lebt von den Spielen, die Nutzer bauen. Weil man als erfolgreicher Entwickler auch sehr gut Geld verdienen kann, reißt der Strom an neuen Spielen nie ab. Eine davon ist etwa Anne Shoemaker, die in einem Interview mit "CNBC" erzählt, dass sie bereits 500.000 Dollar mit Roblox verdient hat. Mit dem kostenlos zur Verfügung gestellten Entwicklertool Roblox Studio kann jeder Nutzer eigene Spiele bauen und sich, sofern die vorhandenen Möglichkeiten nicht reichen, selbst zusätzliche Inhalte programmieren. Shoemaker hat sich mit ihren Roblox-Erfolgen mittlerweile selbstständig gemacht und hat bereits 14 Mitarbeiter, die mit ihr gemeinsam laufend an Erweiterungen ihrer bestehenden Spiele arbeiten, aber auch an neuen Produktionen. Erfahrungen in der Spieleentwicklung hatte Shoemaker vor Roblox nicht.

Erklärvideos zum Entwicklertool "Roblox Studio" finden sich auf Youtube zahlreich.
SIN - Studio im Netz

Erziehungsberechtigte gefragt

Das Spiel richtet sich aufgrund der bunten Optik, die sehr an das ebenfalls erfolgreiche Spiel Minecraft erinnert, primär an Kinder und Jugendliche. Damit sind auch Erziehungsberechtigte gefragt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, bestätigt auch Meschik gegenüber dem STANDARD. "Da die Plattform überwiegend von sehr jungen Menschen genutzt wird, sollte auch auf die Einstellungen zur Kontaktaufnahme zu anderen Spielenden geachtet werden." Diese sind laut Meschik standardmäßig so eingestellt, dass man von allen anderen Spielenden angeschrieben werden kann. "Erziehenden kann dabei empfohlen werden, die Kontakteinstellungen manuell zu ändern, damit zumindest nur noch mit befreundeten Spielenden gesprochen werden kann." Alternativ kann laut Meschik bei der Anmeldung auch ein Alter von unter 13 Jahren angegeben werden, um die Kontakt- und Kaufoptionen im Spiel zu beschränken.

Auch inhaltlich sollte man sich anschauen, in welche Spiele die eigenen Kinder einsteigen. Neben zahlreichen harmlosen Spielen, bei denen man sich mit anderen in sportlichen Wettkämpfen stellt oder gemeinsam eine Welt bereist, gibt es auch Inhalte, die sehr offen mit Gewalt umgehen. Auch wenn diese dank der klobigen Optik stilisiert ist, sollte man als Elternteil dennoch individuell entscheiden, ob das Gezeigte geeignet für das eigene Kind ist. So findet sich etwa Hotline Roblox, eine Hommage an das Spiel Hotline Miami, bei dem man recht blutig gegen andere Spieler mit Messern und anderen Waffen vorgeht.

"Hotline Roblox" ist eines der brutaleren Spiele im Angebot. Die Mehrheit gibt sich jedoch kinderfreundlich.
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Börsengang

Schon seit letztem Jahr verdichteten sich die Gerüchte, Roblox wolle an die Börse gehen. Immer wieder wurde das vermutete Datum nach hinten verschoben, wohlwissend, dass kommende Finanzierungsrunden den Wert des Unternehmens noch nach oben treiben würden. Erst im Jänner wurden 520 Millionen in einer Runde ergänzt.

Am Mittwoch wurde der Börsengang durchgeführt. Am ersten Handelstag öffnete die Aktie mit 64,50 Dollar, die am Tag davor noch eine Einstiegsmarke von 45 Dollar hatte. Die Marktkapitalisierung liegt damit bei 35,5 Milliarden Dollar, bei einem Unternehmenswert von 42 Milliarden Dollar. Vor elf Monaten lag die Unternehmensbewertung noch bei lediglich vier Milliarden Dollar.

Der Wert steigt aktuell stetig.
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Die nächsten Schritte

Der Boom rund um Roblox wird nicht so bald aufhören. An zwei wichtigen Weichen für eine erfolgreiche Zukunft wird noch gearbeitet. So wurde der chinesische Markt erst im Jahr 2019 in Angriff genommen, auch weil man für China einen lokalen Partner benötigt, um ein Spiel dieser Größe vermarkten zu dürfen. Möglich wurde dieser Schritt letztendlich dank des chinesischen Spieleriesen Tencent, der seit letztem Jahr Miteigentümer von Roblox ist. Dieser promotet das Spiel in China als Roblox Education und versucht es auf diese Weise mehr als Weiterbildungsplattform am heimischen Markt zu platzieren.

Eine langfristige Hürde wird sein, die jungen Spieler auf der Plattform zu halten und sie nicht an Minecraft oder Fortnite zu verlieren. Hier böten sich wohl Kooperationen mit größeren Studios an, die komplexere Spiele in die Welt von Roblox bringen. Auch Marketingkampagnen, wie sie Fornite sehr erfolgreich mit Star Wars, Marvel oder anderen bekannten Marken fährt, könnte die Spielerschaft länger an Roblox binden. (Alexander Amon, 12.3.2021)