Auch das aktuelle Galaxy S21 Ultra von Samsung ist betroffen.

Foto: Proschofsky / STANDARD

Es ist kein ganz neues Phänomen, von dem die Webseite "Don't kill my app" da berichtet: Seit Jahren nehmen Smartphone-Hersteller allerlei Veränderungen am Multitasking von Android vor, um die Akkulaufzeit ihrer Geräte zu "optimieren". Klingt gut, hat aber einen nicht zu unterschätzenden Haken: Diese nicht offiziellen Änderungen an Android führen zu allerlei Problemen mit Apps. Von verspätet oder gar nicht eintreffenden Benachrichtigungen bis zu generellen Problemen bei der Ausführung reicht die Palette.

Kritik

Angesichts dieser Realität ist es nicht weiter verwunderlich, dass dieses Verhalten über die Jahre immer stärker in die Kritik geraten ist. So hat etwa Google mit Android 11 die Vorschriften rund um sein Betriebssystem verschärft, um zumindest einige der unerfreulichsten Auswirkungen in den Griff zu bekommen. Seitdem ist es etwa verboten, Listen mit von den Beschränkungen ausgenommen Apps anzulegen. Mit solchen hatten Gerätehersteller populäre Dienste wie Whatsapp bevorzugt, während andere Messenger mit Problemen bei der Nachrichtenübermittlung zu kämpfen hatten.

Nichts gelernt – oder das Falsche

Wer gehofft hat, dass dies bei den Geräteherstellern zu einem Umdenken führt, für den folgt nun die Ernüchterung. Wie sich zeigt, hat Samsung mit dem Update auf Android 11 die Stromsparmaßnahmen nicht nur beibehalten, sondern sogar noch einmal verschärft. Seitdem dürfen nämlich auch im Vordergrund laufende Services keinen "Wake Lock" mehr halten. Genau das brauchen aber so manche Apps, um korrekt zu funktionieren. Ein Beispiel sind hierfür etwa Gesundheits-Apps, die laufend Zugriff auf diverse Sensoren brauchen. All das zusätzlich zu jenen problematischen Hintergrundbeschränkungen, die man jetzt schon einsetzt.

Die gute Nachricht: Zumindest lässt sich dieses Verhalten über die Systemeinstellungen nachträglich deaktivieren. Die schlechte: Samsung macht diesen Schritt nicht unbedingt leicht: Für jede betroffene App gilt es einzeln über die Einstellungen die Akkuoptimierungen zu deaktivieren. Die noch schlechtere: Viele Nutzer wissen das schlicht nicht, insofern geben sie den App-Entwicklern die Schuld für diese Probleme – anstatt Samsung, wie der richtig Adressat heißen würde.

Ärger

Insofern ist das Ganze auch nicht zuletzt für App-Entwickler äußerst frustrierend. In einem Fehlerbericht macht sich einer davon denn auch bei den Android-Entwicklern Luft und fragt, wann denn Google endlich gedenke durchzugreifen. Immerhin sehe man diesem Treiben nun schon seit einigen Jahren zu, und so wie es aussehe, würden die Gerätehersteller nicht daran denken, solche Manipulationen von selbst einzustellen.

Leider keine Ausnahme

Auch wenn Samsung aktuell besonders stark in der Kritik steht, ungewöhnlich ist so ein Verhalten leider nicht. So hat "Don't kill my app" auf seiner Seite ausführliche Informationen zu verschiedensten Herstellern gesammelt. Dabei zeigt sich, dass viele andere Anbieter kaum besser sind, eine Ausnahme bildet eigentlich nur Google selbst bei seinen Pixel-Geräten. Auch bei Sony und Nokia sind die diesbezüglichen Beschränkungen noch relativ dezent.

Wer selbst testen will, wie sich das eigene Smartphone in dieser Hinsicht schlägt, für den hat "Don't kill my app" übrigens vor einigen Monaten eine eigene App veröffentlicht. Diese läuft ein paar Stunden im Hintergrund – oder versucht es zumindest – und weist dann aus, wie zuverlässig dies funktioniert. (Andreas Proschofsky, 12.3.2021)