Ein skythischer Bogenschütze auf einer griechischen Vase aus dem sechsten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung.
Foto: Jastrow

Mit Skythen werden gemeinhin reitende Nomadenvölker bezeichnet, die in der Antike in den eurasischen Steppen nördlich des Schwarzen Meeres unterwegs waren. Häufig wurden sie als kriegerisch dargestellt, etwa vom griechischen Geschichtsschreiber Herodot, der die skythischen Völker als auf Wagen lebende Menschen beschreibt, die vom Rücken ihrer Pferde aus Raubzüge unternahmen. Ein internationales Forscherteam stellt das fragwürdige Bild einer homogenen nomadischen Skythenkultur nun nach Isotopenuntersuchungen an Knochen einmal mehr infrage.

In Skeletten aus ukrainischen Grabstätten fanden die Forscher Hinweise, dass viele Skythen tatsächlich nicht nomadisch lebten, sondern sesshaft waren. Das internationale Forscherteam um Alicia Ventresca Miller der University of Michigan (USA) mit Beteiligung der Archäologin Claudia Gerling von der Universität Basel rüttelt in einer im Fachmagazin "Plos One" erschienen Studie an den bisherigen Vorstellungen.

Die Fundorte der Skythen-Skelette auf dem Gebiet der heutigen Ukraine.
Grafik: Alicia R. Ventresca Miller et al.

Was auf dem Menüplan stand

Die Skythen – oder jene Völker, die man mit dieser Reiterkultur assoziierte – lebten im ersten Jahrtausend vor unserer Zeit vor allem in den zentralasiatischen Steppen. Auf der Krim sollen bis in die Spätantike im dritten Jahrhundert Stammesverbände gelebt haben, die als Skythen bezeichnet wurden.

Für ihre Studie analysierten die Wissenschafter 56 menschliche Skelette aus drei Grabstätten in der Ukraine, die aus einer Zeit zwischen dem siebenten und zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung stammten. Anhand der in den Zähnen und Knochen gemessenen Isotopen von Strontium, Kohlenstoff und Sauerstoff gelang es ihnen festzustellen, was damals auf dem Speiseplan der Menschen stand und wie mobil sie waren.

Demnach legten die meisten von ihnen keine großen Entfernungen im Laufe ihres Lebens zurück. Die Mehrheit der untersuchten Individuen seien dort gestorben, wo sie auch geboren wurden, nämlich in der Nähe der Grabhügel, erklärte Gerling. "Für die Skythen, wie sie allgemein dargestellt werden, hätte man ein anderes Bild erwartet", so die Archäologin. Sprich: Mehr Fremde.

Die untersuchten Individuen stammten durchweg aus der näheren Umgebung ihres Beisetzungsortes.
Grafik: James Johnson and John Klausmeyer

Keine homogene Kultur

Ebenfalls zeigte sich, dass die in den Siedlungen lebenden Skythen Viehzucht betrieben und Hirse als Grundnahrungsmittel anbauten, die im Laufe der Bronzezeit über die Eurasische Steppe nach Europa gelangte. Die Studienergebnisse untermauern das wachsende Verständnis, dass es die Skythen als homogene Kultur nicht gab, sondern sie sich in vielfältige Gruppen mit unterschiedlichen Wirtschafts- und Lebensweisen unterteilten.

Sie unterhielten miteinander weitreichende Handelsbeziehungen, was man aus archäologischen Hinterlassenschaften in den Gräbern und Schriftquellen wisse, so Gerling. Die in der Studie identifizierten Individuen mit "fremden" Isotopensignaturen könnten demnach Handelsreisende gewesen sein. (red, 12.3.2021)