Fast 70 Prozent der Unternehmen gaben in einer OGM-Umfrage an, dass ihre Mitarbeiter gleich viel arbeiten würden.

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Wien – Die überstürzte Übersiedlung ins Homeoffice im März des Vorjahres kam nicht nur bei den Beschäftigten überraschend gut an, sondern auch bei den bis dahin sehr skeptischen Arbeitgebern. Knapp die Hälfte der Betriebe attestierte, dass Remote-Arbeiten "eher gut" funktioniert, 44 Prozent gaben sogar ein Sehr gut.

Ausgeräumt scheint auch die Befürchtung, dass die Dienstnehmer fern des Büros weniger arbeiten würden als im Office. Fast 70 Prozent der Unternehmen gaben an, dass ihre Mitarbeiter gleich viel arbeiten würden, nur 13 Prozent mehr Stunden. Die Selbstwahrnehmung der Arbeitnehmer geht damit nicht d'accord: Ein Drittel gab an, mehr zu arbeiten, die Hälfte schätzte die Wochenstunden gleich ein wie bei Arbeit im Office.

Nicht immer daheim

Das sind Kernaussagen einer von OGM im Auftrag des Arbeitsministeriums im November und Dezember durchgeführten repräsentativen Umfrage, die Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) präsentierte. Die Mehrheit der unselbstständig Erwerbstätigen will auch künftig von zu Hause aus arbeiten, allerdings nicht dauernd. Ein bis zwei Tage pro Woche, umreißt Studienautor Johannes Klotz von OGM das Ausmaß.

Darüber werden sie sich mit ihren Dienstgebern verständigen müssen, von denen wollen ungefähr 30 Prozent am liebsten ganz auf Homeoffice verzichten – bei den Arbeitnehmern sind es 17 Prozent, die auf Telearbeit pfeifen. Beim Ausmaß treffen sich die Interessen beider Seiten. Ein bis zwei Tage Telework pro Woche, das können sich 44 Prozent der Dienstnehmer und fast 60 Prozent der Dienstgeber vorstellen. Aber nur jeder zehnte Arbeitnehmer will ständig im Homeoffice arbeiten, also künftig auf seinen Office-Arbeitsplatz ganz verzichten.

Arbeit und Kinder

Wiewohl mehrheitlich eine Verbesserung bei Arbeitsleistung und Produktivität wahrgenommen wurde und Frauen wie Männer mehrheitlich zufrieden sind, warnte Kocher: "Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass Frauen gleichzeitig beides machen können: Beruf und Kinder oder Pflege und Hausarbeit." Das wäre auf Dauer nicht nur für die Produktivität der Betriebe schlecht, sondern gesellschaftlich wie gesundheitlich nicht wünschenswert. 15 Prozent gaben an, Verschlechterungen in der Lebensqualität durch Homeoffice zu erfahren. Voraussetzung für mehr Homeoffice seien jedenfalls flächendeckende Betreuungseinrichtungen.

Nicht unter den Tisch fallen sollte beim Arbeitspensum, dass ein Teil der Mitarbeiter im Homeoffice gleichzeitig in Kurzarbeit war, also Arbeitszeit und Entgelt gekürzt waren. Ob sich die Ergebnisse ohne Weiteres auf die Normalarbeitszeit übertragen lassen, wäre also zu überprüfen. Das werde 2023 evaluiert, sagt Kocher.

Stichwort Arbeitszeit: Am wenigsten auszusetzen gibt es tendenziell in Betrieben mit Gleitzeit. Dort war die Zeiteinteilung bereits vor der Pandemie flexibel und somit der Streit um Überstundenzuschläge obsolet. (ung, 12.3.2021)